Emerge – Perception One

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Stil (Spielzeit): Hard Rock / Alternative (46:48)
Label/Vertrieb (VÖ): ASR / Soulfood (27.01.2012)
Bewertung: 7,5 /10

Emerge Homepage

Als Hard Rock Formation werden EMERGE bezeichnet, allerdings höre ich viel mehr Facetten und finde das Genre alleine nicht ganz treffend. Ich hatte deshalb eigentlich eine „Altherren-Hard Rock-Combo" auf Festzeltniveau befürchtet. Aber Alter Schwede, da hab ich mich mal so was von getäuscht!

EMERGE agieren auf hohem Niveau, man hört jedem Part ganz eindeutig an, dass hier sehr erfahrene Musiker am Werk sind. Mit Thomas „Magnus" Darscheid hat die Band ein ehemaliges Mitglied der Regensburger Domspatzen am Start, Thomas ist nicht nur ausgebildeter Gesangssolist, sondern auch studierter Musiker. Der Sänger verfügt mit seiner Stimme natürlich über ein nicht gerade nebensächliches, wichtiges Instrument und der Gesang bei EMERGE ist einfach nur eine mitreißende Wucht!

Die Vergleiche mit ALTER BRIDGE und NICKELBACK sind nicht übertrieben oder weit hergeholt, sondern absolut treffend. Ebenso wie die Genrekollegen aus Amerika und Kanada verfügen EMERGE über das Talent, Rockhymnen zu schreiben. Ihre Texte sind treffend und nicht unnötig ausschweifend. Gefahr in Phrasen oder Schnulzen abzudriften sind nicht vorhanden. Der Song „Have You Ever" hat einen rauchigen Refrain und würde im täglichen Radioprogramm auf keinen Fall auffallen. EMERGE sind Lichtjahre vom Festzeltniveau entfernt und bewegen sich eher in internationalem Fahrwasser. Das Gleiche kann ich für „Mirror's Past" bestätigen, ein Brett von einem Song, der nimmt richtig Fahrt auf und kann einfach nicht ignoriert werden. So oder so ähnlich hätte die nächste SOUNDGARDEN klingen sollen! Die mächtige, energiegeladene Kombination von Hard Rock, Alternative und auch Spuren von Grunge ist fesselnd und kaum zu verbessern. Die Refrains sind allesamt extrem catchy, und EMERGE liefern den Soundtrack für viele Lebenslagen.

Es bringt gar nichts, auf die Songs einzeln einzugehen, im nächsten Song „Don't tell me" treten EMERGE das Gaspedal nämlich noch weiter durch und am besten bringt man es damit auf den Punkt, dass die Scheibe von Song zu Song und von Durchlauf zu Durchlauf immer besser wird! Wem NICKELBACK zu kommerziell ist, wen die letzte INCUBUS nicht mehr gekickt hat und wem ALTER BRIDGE zu lahm ist, testet doch mal EMERGE an!

EMERGE wissen, welche Töne zu spielen sind, wie man einen guten Song schreibt und wie man Gefühle in Songs transportiert. Dabei wirkt der Sound trotzdem nicht verkrampft oder gar konstruiert, sondern fließt einfach locker rein und überzeugt in den starken, rockigen Passagen genauso wie in den leisen Momenten. Man stellt sich überhaupt nicht die Frage, ob die Band überhaupt ihre Instrumente beherrscht oder nicht. Beim Genuss von „Perception One" wird dies zu eine rhetorischen Frage, die schon fast unverschämt ist.

Insgesamt ist „Perception One" eine sehr homogene, abwechslungsreiche Platte, die sich (eigentlich ist es blöd so was zu schreiben, aber es ist doch irgendwie so) nicht anhört, als ob sie aus Deutschland, Freiburg stammt. Nein, das Ding knallt und klingt wie von „übern Teich" und nachdem ich schon dachte, dass Bands wie PEARL JAM und Co nicht mehr nachwachsen... Puh, Glück gehabt! EMERGE führt die Tradition fort!

Und wer nach dem letzten Track einfach mal knappe 10 Minuten wartet, der kriegt eine Belohnung in Form des guten alten Hidden Tracks.

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