Empty Guns – Niemand hat vor eine Mauer zu bauen EP

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Stil (Spielzeit): Indie (14:21)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (16.03.12)
Bewertung: 7 /10

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EMPTY GUNS kriegen von mir schon mal zwei Titel überreicht. Der erste für die „Überraschung des Monats" und der zweite für „Die zurückhaltendste Band, die mir bis jetzt untergekommen ist". Dick aufgetragen wird bei der Promo immer: „Diese CD wird dein Leben verändern" oder „ Der -GENRE BELIEBIG EINSETZBAR- Hammer des Jahres". EMPTY GUNS kommen ganz anders daher. Sinngemäß wird mal ganz dezent angefragt, ob wir über die Band schreiben können. Ein kurzer Blick auf YouTube meinerseits, drei Sekunden die Stimme des Sängers Sören gehört und prompt das Gefühl gehabt „Ja, das könnte was sein".

Als ich die Promo in meinem Auto zum ersten Mal höre, bin ich quasi weggeblasen. „Wäre nett, wenn ihr was schreiben könntet" stand auf dem beigefügten Blatt in hektischer Schrift geschrieben. Alles sehr unaufdringlich und irgendwie angenehm unkompliziert, wie die Musik von EMPTY GUNS.

Wer jetzt wie ich bei EMPTY GUNS an eine Hardcore Combo oder irgendwas im Modern Metal Bereich denkt, der liegt falsch. EMPTY GUNS sind eine vierköpfige Band (Sören, Niko, Thomas und David) aus Tangermünde, momentan ohne Vertrag, und machen Indie Pop mit deutschen Texten. Wie lange genau die Band schon besteht, konnte ich nicht herausfinden, aber seit 2005 werden schon fleißig Konzerte gespielt.

Die Musik als "schön" zu bezeichnen ist platt, aber irgendwie so unsagbar treffend. Schon fast meditativ werden die Gitarren von Niko ganz dezent aber stilvoll beansprucht. Der Gesang ist unsagbar entspannend und öffnet sofort die Bereitschaft, sich einfach auf den Boden zu legen und seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Gefühlvoll werden die Texte vorgetragen, die Musik hat einen sehr angenehmen Fluss und ist unaufdringlich aber nicht nebensächlich. Langsam aber sicher saugen sich die Melodien in deinen Gehörgängen fest und sorgen für angenehme Gänsehautmomente.



Textlich sind EMPTY GUNS allerdings noch nicht an der Spitze angekommen, einige Sätze sind schon sehr treffend und manchmal kann ich den Sinn nicht ganz nachvollziehen (Seit wann sind Kaulquappen im Schilf?). Man hat das Gefühl, Sören hängt einfach seinen Gedanken nach und erzählt aus dem Zusammenhang gerissene Momentaufnahmen seiner aktuellen Gefühlslage. Die einzelnen Songs scheinen keine abgeschlossenen Geschichten zu sein, sondern EMPTY GUNS werfen behutsam ihre Gedanken in den Raum. Keine Parolen, keine Lebensweisheiten, einfach „nur" Denkanstöße. Gesanglich so überzeugend vorgetragen, dass es leicht ist, sich umgehend auf die Atmosphäre einzustimmen.

Leider ist die Spielzeit der EP nicht lang, aber mein Ohr freut sich schon auf mehr. Eine tolle Band mit einem hoffnungsvollen Appetizer, der Lust auf Nachschlag macht. Die Band erinnert mich an Songs wie „Eventually It'll Break Your Heart" von MONEYBROTHER oder ruhige Momente von DIE!DIE!DIE! und kann im besten Fall zukünftig Songs wie „Kreuzberg" von BLOC PARTY mit deutschen Texten produzieren. Denn EMPTY GUNS haben dieses ganz spezielle musikalische Talent, dich sanft auszubremsen, um durchatmen zu können!

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