Stil (Spielzeit): Alternative/ Crossover/ Experimental/ Nu/Metal (56:59)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (29.02.2012)
Bewertung: 7 /10
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ESPRIN haben mit „The Hunger & The Ghost" ihre erste Eigenproduktion auf die Musikwelt losgelassen. Das Ergebnis kann man guten Gewissens als gelungen, anders und frisch anpreisen, die sechs Musiker Michael Babic (Gesang), Salomon Appiah (Gitarre) Jens Lindmaier (ebenfalls Gitarre), Andy Mühleis (Schlagzeug), Jeff Appiah (Bass) und Fabian Wilhelm (Synth) orientieren sich wirklich nicht an irgendwelchen Trends und versuchen nicht, besonders aggressiv oder subversiv zu sein.
ESPRIN sind keinem Genre direkt zuzuordnen und haben sich von allem einfach mal das Beste geschnappt und ihre eigene Suppe gekocht. Sehr anspruchsvolle, intelligente Songstrukturen hat die Band geschaffen und glänzt vor allem durch eine grandiose Produktion. ESPRIN schaffen es schon mit dem ersten Songs „IAM", einem offenen hypnotischen Stück mit leichten Tendenzen zu PLACEBO (ebenso wie das Instrumental „Flood The Trench") und dem gegensätzlich platzierten kratzigen Gesang, meine Lauscher zu interessieren.
Der nächste Song „Seneca" ist ebenso fein gelungen und bringt außerdem noch eine härtere Komponente mit ein. Die Drums knallen ordentlich, während uns aus den Gitarren wahlweise gelungene, druckvolle Riffs oder atmosphärische Indieriffs strömen. Das klingt gut zusammen und es macht wirklich Spaß zuzuhören, vor allem wenn einem ganz unerwartet eine fette Basswelle einfach mal die Locken wegpustet. Grundsätzlich klingt der Sound wie in den Neunzigern entstanden, kompensiert und im Hier und Jetzt nochmals verfeinert. Stellenweise erinnert mich das auch an die etwas opulenteren Stücke von den GUANO APES, wie bspw. „Anne Claire".
Zu Anfang wirkt das teilweise leidvolle Singen von Michael Babic partiell unpassend, wenn man allerdings auf die Texte achtet, wird man schnell aufgeklärt. Der gute Herr scheint ganz genau zu wissen, wann er welches Wort betonen muss und bringt Textzeilen wie „oh could you just breathe, please breathe on forever, 'cause I don't want to see you die" sehr authentisch rüber, während der Rest der Band die komplette Dramatik aus der Musik rausholt. Für meinen Geschmack könnten die Gesangsmelodien etwas knackiger sein, der Sänger zieht die Wörter meist bis zum Schluss der Melodie und ich würde sehr gerne mal hören wie es klingt, wenn er die Wörter kürzer singt und die Zeile also mit Musik ausklingt. Das wäre mein einziger wirklicher Verbesserungsvorschlag von Hörerseite.
Viele Songs kratzen deutlich an der Fünf-Minuten-Marke, allerdings schaffen es ESPRIN auch mühelos in weniger als zwei Minuten, Songs wie „Spill The Rain" auf den Punkt zu bringen. Hier wird heftig in der Elektrotruhe gekramt und ganz dezent weht eine Nuance von KORN („The Path Of Totality") an meinem Ohr vorbei. Die Tendenz zum Ausrasten sollte Michael Babic auf jeden Fall beibehalten und eventuell noch exzessiver ausführen.
Ich kann es nicht beurteilen, wie ESPRIN auf Leute wirken, die zum Beispiel erst in den Neunzigern geboren sind. Ich würde aber nicht sagen, dass ESPRIN mit ihrem Sound zu spät kommen, sondern eine gute Alternative zum modernen Sound bieten und - auch ohne die Fresse zu groß aufzureißen - ordentlich auf die Kacke hauen! Anspieltipps: „Spin", ein nachdrücklicher Song, bei dem alles perfekt gemacht wurde, und „IAM", der Opener, der nach mehreren Durchgängen einfach im Ohr kleben bleibt.
Modern zeigen sich ESPRIN auch, was die Vertriebswege angeht. So gibt es „The Hunger & The Ghost" für lau (natürlich freut sich die Band auch, wenn in Form von Spenden was rumkommt...) und zwar unter den oben genannten Links. Also worauf wartet ihr noch?