Chris Friedrich - In Voller Fahrt

CHRIS FRIEDRICH In voller Fahrt

Stil (Spielzeit):
Singer/Songwriter /Alternative (58:35)
Label/Vertrieb (VÖ): Grenland / Freiladen (23.03.12)
Bewertung: 7/10

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Tja – das ist jetzt gar nicht mal so einfach! Eine Akustik/Singer-Songwriter-Platte zu besprechen, ist ja mittlerweile Alltagsgeschäft – aber irgendwie will „In Voller Fahrt" gar nicht so recht in diese Schublade passen. Viel zu seltsam sind da manche Ideen. Außerdem bin ich mir absolut nicht sicher, was ich eigentlich im Endeffekt von dieser Platte halte. Viel zu stark schlägt die Qualitätsamplitude bei den Songs nach oben und unten aus, wenn man sich das erste Mal mit ihnen beschäftigt!

Fest steht, dass ich die ersten beiden Songs richtig abfeiere, was vor allem mit den Drums zu tun hat, die für eine Akustik-Platte mächtig Druck erzeugen und im Falle des Zweitsongs irgendwie an ältere BRIGHT EYES erinnern. Die Stimme von CHRIS FRIEDRICH – der eine ziemlich ausführliche und interessant geschriebene Biografie mitgeschickt hat – ist eher nett und einfühlsam und klingt über manchen Songs etwas seltsam. Aber „seltsam" wird hier im Laufe der knappen Stunde eh immer mal wieder zur Norm deklariert. Das hält dieses Album auch spannend.

Allerdings kristallisieren sich bei jedem Hördurchgang langsam die Songs heraus, die zwar „interessant" sind, aber nicht wirklich gefallen wollen. Und so hat das Album dann irgendwie zwei Gesichter. Aber hey, das ist ja irgendwie auch das Grundthema der Platte. Ist das jetzt ein Soloalbum oder ein Bandalbum? Da Chris hier die meisten Instrumente selbst eingespielt hat, beides. Ist das Singer/Songwriter („Grünes Licht"), Tanzmusik („Partyboot") oder Pop („Mein Serum „)? Alles! Je nach dem, wann man sich gerade reinschaltet.

Aber wie auch immer man dazu steht: CHRIS FRIEDRICH hat nach einem Leben in Bands (HARUM SCARUM, SHINE, ABSINNT) jetzt auf eigene Faust etwas kreiert, das zumindest in meinen Ohren ziemlich für sich alleine steht. Nicht, dass er die Musik revolutionieren würde, aber die Schubladen, die man hierfür aufmachen möchte, passen einfach nicht – und das ist als klares Kompliment gemeint. Er geht Klischees aus dem Weg oder stellt sie zumindest so zusammen, dass sie ein sehr heterogenes Bild ergeben. Natürlich leidet der Flow des Albums ein wenig darunter – aber das nimmt der gute Mann einfach mal in Kauf.

Und so findet sich hier eine volle Stunde voller Songs, die nicht einfach nach einem Strickmuster gemacht sind, sondern an denen man wirklich gearbeitet hat – was man ihnen auf eine leichte Art und Weise auch anhören kann. Leider franst das Album am Ende etwas aus und verbaut sich damit eine höhere Punktzahl. Ansonsten ein ziemlich lohnendes Teil – und mal was anderes.


Kai

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