Stil (Spielzeit): Alternative / Indie Pop (41:41)
Label/Vertrieb (VÖ): Indigo / Papercut Records (21.10.11)
Bewertung: 6 /10
Timid Tiger Homepage
TIMID TIGER haben Glück und erwischen mich mit "The Streets Are Black" genau richtig. Morgens um kurz vor sieben, als ich den ersten schönen sonnigen Morgen seit Wochen erlebe, höre ich die Band zum ersten Mal im Auto auf dem Weg zur Arbeit. Herrlich entspannend und chillig ist die Musik, und thematisch befasst sich das Album mit dem Sommer in der Großstadt. So richtig Sommer ist ja noch nicht, aber die Musik ist wirklich passend für heiße Sommernächte und / oder die gemütliche Gartenparty. Eine Mischung aus Indie und lässigem Sprechgesang trifft die Musik der fünf Mannen aus Köln. Schon seit zehn Jahren existiert die Band, beachtlich!
Meine erste Assoziation war „Set Adrift On Memory Bliss" von PM DAWN (kennt das noch jemand?) und ein ganz dezenter Hauch der grandiosen TIGER TUNES, rein von den elektronischen Spielereien her gesehen. Stellenweise sind die Songs unverschämt eingängig („Love Like You've Never Been Hurt"), aber leider hat ein Großteil der Songs die ständige Wiederholung von einem Satz oder sogar nur einem Wort als „Refrain" oder „Strophe". Das trübt meinen Hörspaß mit TIMID TIGER auf Dauer. Grundsätzlich kann ich sagen, dass mich auf dem Album nicht alles begeistert, aber auch nichts richtig nervt.
Ich kann mich gar nicht entscheiden, ob TIMID TIGER einen alten Sound wiederbeleben oder einfach zu spät dran sind. Zumindest ist die Musik anders als alles Übliche und fällt sicherlich im Endeffekt mit der Glaubwürdigkeit dahinter. Von „Trends hinterherrennen" kann hier nicht die Rede sein. Ich bin mir nur unsicher, ob man Songs wie „Hanging In The Sun" heutzutage noch braucht. Sicher bin ich mir aber, dass TIMID TIGER mich nicht kalt lassen und stellenweise zum Grooven bringen.
Bassmäßig kriegt man hier auf jeden Fall einiges geboten, die Drums scheinen zwar größtenteils programmiert, aber der Rap läuft echt gut rein und kommt authentisch rüber. Für mich heben aber die Slide-Gitarren auf dem Album „The Streets Are Black" die Musik deutlich über „Läuft so nebenbei-" Niveau. Für meinen Begriff hätte sich gerne der ein oder andere richtig tanzbare Knaller dazwischen schmuggeln können. So ein richtiges Brett, ein einwandfreier Angriff auf die Tanzbeine... leider bleibt das aus. Das hätte aber dem Drive der Platte und somit dem Gesamtergebnis gut getan.
Die pure Liveexplosion kann ich mir auch nicht unbedingt vorstellen, zum Soundtrack für sonnige Morgen war es aber auf jeden Fall wunderbar geeignet. Ob das jetzt reicht, ob die Band damit im Radio landet? Das beurteilt letzten Endes die Masse. Reinhören sollte man auf jeden Fall mal, einige der Song zünden allerdings erst nach mehrmaligem Hören („Many Miles Away", "The Astronaut").
Reinhören... z.B. in meinen Ohrwurm der Platte „The New Catastrophe" oder in die schwoofige Ballade „You And Me", mit herzzerreißenden hohen Gesangsmelodien... Wenn man jetzt mal so reflektiert, dann sind es doch einige gute Momente auf „The Streets Are Black", in denen mich TIMID TIGER berühren, am Player halten und beeindrucken. Beneidenswert ist ebenfalls diese unfassbare Gelassenheit, die die Songs transportieren. Die Musik holt einen wirklich langsam aber sicher runter, macht einen unbewusst locker und entspannt. Das ist schon einiges und von daher: Daumen hoch!