Ampersphere - Blue Amperience

ampersphere

Stil (Spielzeit: Alternative / Rock (72:06)
Label/Vertrieb (VÖ): iMusician Digital ( 05.02.11)
Bewertung: 7 / 10

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Ronny (Schlagzeug), Sascha (Gitarre und Gesang), Stefan (Bass) und Thorsten (Gitarre) machen seit 2006 als AMPERSPHERE zusammen Musik. Eine Mischung aus Alternative und Rock, lange Songs (zwischen knapp vier und über sechs Minuten Spielzeit) mit viel Melodie und Gefühl, gepaart mit einem Schuss Härte und nötigem Druck, so würde ich das Debütalbum „Blue Amperience" in einem Satz beschreiben.

AMPERSPHERE werden mit Tendenz zu FOO FIGTHERS, SOUNDGARDEN und INCUBUS angekündigt. Da ich gerade eine Scheibe von INCUBUS rezensiert habe und auch die anderen Bands gut kenne, kann ich den Vergleich gleich prüfen. Im Opener macht sich der Sänger noch rar und erst nach einer knappen Minute kann man die ersten Töne hören. Sascha hat eine sehr angenehme Stimme, wobei im Opener die Drums von Ronny im Vordergrund stehen. Langsam aber stetig hämmert sich der Song in mein Hirn. Ein Trademark der Band: Die Songs sind alle sehr vehement und haben einen schleppenden Aufbau, der aber letzten Endes doch immer überzeugt.

Auch wenn stimmlich die Ecke der genannten Bands andeutet wird, mich erinnert das verdammt an eine Band namens THE RAIN, die ich im Vorprogramm von MONEYBROTHER gesehen habe. Genau wie THE RAIN damals, überzeugen AMPERSPHERE sofort mit einer enormen Emotionalität. Das spiegelt sich im kompletten Promopackage wider. Die Band geht offen nach vorne, legt ein großes Bandfoto bei, zahlreiche Kontaktdaten und dadurch entsteht sofort eine gewisse Nähe und Sympathie, die auch in der Musik mitschwingt.

Meilenweit entfernt vom sterilen Rock, sind AMPERSPHERE eine Herzensangelegenheit. Die beigefügten Wettbewerbserfolge beim Deutschen Rock & Pop Preis 2011 (Bestes Alternative Album und 2. Platz in der Kategorie Bestes Rock Album) sind lediglich eine schriftliche Fixierung der Tatsache, dass die Musik von AMPERSPHERE Seele hat. Sehr melancholischer Sound, gleichzeitig rockig und tröstend. Sanfte Akustikmomente im Wechsel mit anklagenden, treibenden Parts. Das Debüt „Blue Amperience" der Band ist ein aufwühlendes Stück Musik und neben den genannten Attributen hat der Sound noch einen Hauch Grunge. Eigentlich ein totes Genre, aber AMPERSPHERE erinnern daran.

Auffällig ist auch der Bass, der den zerbrechlichen Gesang stützt und somit den Songs den stabilen Rahmen gibt. „Black Veil" und "Drowning In Bitterness" haben mir spontan besonders gut gefallen, aber ich will eigentlich keinen Song direkt hervorheben, alle Stücke wirken wie Momentaufnahmen. Schwärmerisch wechselt sich ab mit rebellisch und jeder Song hat (ungeachtet der Schnelligkeit) eine gewisse Weite. Ich würde mir allerdings in den rascheren Momenten eine Schippe mehr Dreck und Ausdruck im Gesang von Sascha wünschen. Man gewöhnt sich schnell an das (hohe) Niveau und der Gesang könnte dann etwas mehr Variation vertragen.

Aber: Die Jungs haben was mitzuteilen und wollen es wissen. Der Mix aus Leichtigkeit, Schwermut und Rock ist sehr interessant. Tendenz zu den genannten Bands ist somit gegeben, aber AMPERSPHERE haben doch was ganz Eigenes am Start.

Ein Manko ist allerdings die Länge, mir sind 14 Songs einfach zu viel und ich vermisse auf der Platte das runde Gesamtergebnis. Trotz hoher Qualität und packender Emotionalität fiel es mir schwer, die Scheibe an einem Stück durchzuhören. Da wäre weniger mehr gewesen. Zumindest wissen wir jetzt, dass es AMPERSPHERE gibt und sind gespannt, was folgen wird. Definitiv kein Happen für Zwischendurch, aber dafür mal wieder was Nachhaltiges! 

 

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