Stil (Spielzeit) : Math / Core / Jazz / Emo / Alternative
Label / Vertrieb : Distille
Veröffentlichung : 08.12.08
Bewertung : 7/10
Link : http://www.myspace.com/othejoymusic
Die Schwierigkeit, bei MathCore-Sounds nicht den Faden zu verlieren, oder sich in trendigen
Endlos-Brutalo-Parts zu verballern ist groß. O! THE JOY reichern ihre Strukturen und Riffs aber lieber mit einer großen Portion Jazz an, als nur wild drauf los zu bolzen und stehen so in einer ganz anderen Ecke als die MetalCore-Bands mit Chaos-Kante.
Im Falles des Opener von „Zen Mode“ geht es sogar soweit, dass nach den ersten FALL OF TROY-Riffs (mit weniger Verzerrer und Gequieke) auf einmal eine Beinahe-Ruhe einsetzt, die sich in sehr bluesige Höhen schraubt und so im ersten Moment zwar unerwartet, aber irgendwie auch extrem atmosphärisch wirkt. Dazu kommen dann auch noch mal ein großes Paar Eier, da sie einfach mal minutenlang auf Vocals verzichten. Obwohl der Song ja durchaus mit Melodie in der Stimme anfing. Trotzdem ziehen sie ihr Ding gnadenlos durch und erreichen somit auch potenziell Menschen, die sich nicht für komplizierten Hardcore oder überhaupt für „Core“ interessieren. Für einen Album-Opener schon gar nicht mal so schlecht.
Danach geht es diametral weiter, denn das Stück beginnt atmosphärisch und endet dann in akustischem Durcheinander – und wieder ohne Vocals. Auf der anderen Seite fehlt aber grade beim „Krach-Part“ streckenweise jegliche Struktur und es klingt tatsächlich eher nach ungeordnetem Krach, anstatt nach durchdachtem Chaos. Im Verlauf des Albums kommen die vier Amis dann aber doch wieder auf Strukturen und Melodien zurück. Zwar hält einem das ziemlich virtuose Schlagwerk und die stets frickelige Gitarre (ich denke an FALL OF TROY und HOT CROSS) immer mit dem Hintern auf der vorderen Kante der jeweiligen Sitzgelegenheit, aber über weite Strecken vermag zumindest Sänger Kurt Travis mit seiner leicht emo-angehauchten Stimme „normale“ Hörgewohnheiten zu bedienen – zwischendurch gibt er aber auch mal den Kraftprotz, wenn er sich auch überwiegend an eher lang gezogenen Melodien versucht.
Auch wenn „Zen Mode“ einem nicht ins Gesicht springt, wie man es bei der Beschreibung „MathCore“ denken könnte, bleibt es kein einfacher Konsumgegenstand. Zwar verarbeiten sie ihre Aggressionen weites gehend nicht über den Verzerrer oder Schreiattacken, aber trotzdem bleibt die Musik fordernd und wird trotz sehr schwebender Momente niemals seicht. Muss man sich tatsächlich erstmal reinhören, vermag dafür aber dann auch viel rauszuholen – vor allem, weil sie „anders“ klingt.