„All The Right Reasons“ war nicht nur ein kommerzieller Riesenerfolg und warf mehrere Hit-Singles ab, sondern unterstrich auch, dass NICKELBACK musikalisch abwechslungsreich und im Rockbereich extrem wertvoll sind. Der Nachfolger „Dark Horse“ präsentiert elf neue Songs, die den NICKELBACK-Kosmos erweitern und erneut zeigen, wie perfekt Chad Kroeger und seine Mitmusiker Mike Kroeger, Ryan Peake und Daniel Adair Melodien, Riffs und Balladen miteinander vermischen können.
Die erste Single „Gotta Be Somebody“ überrascht mit poppiger Struktur, entpuppt sich aber spätestens nach dem dritten Durchlauf als wunderschöner, hochmelodischer Ohrenschmeichler, wie ihn selbst NICKELBACK in der Vergangenheit nicht viel besser hinbekommen haben. Neben diesem Song gibt es mit „I’d Come For You“ und „Never Gonna Be Alone“ noch weitere schöne (Halb-)Balladen (mir völlig schnurz, wenn Kritiker das als Kitsch einordnen; für mich schreibt kaum eine andere Rockband so tolle Balladen wie die Kanadier es tun), doch auch die knackigen Rocknummern kommen nicht zu kurz. So gehen „Something In Your Mouth“, „Burn It To The Ground“, „Shakin’ Hands“ oder „Next Go Round“ als typische NICKELBACK-Kracher durch, die durch die Produktion von Mutt Lange hervorragend in Szene gesetzt wurden, während „Just To Get High“ eine melancholische Note mit einbringt.
Eine dicke Überraschung gibt es dann am Ende: das lockere, pure Sommerlaune versprühende „This Afternoon“, das mit seinem wunderbaren Text den perfekten Soundtrack für Parties mit Freunden darstellt und auch hervorragend zur musikalischen Untermalung einer großen Sause eines „American Pie“-Streifens passen würde. Der anfangs gewöhnungsbedürftige, etwas an KID ROCK erinnernde Song stellt definitiv einen Höhepunkt auf „Dark Horse“ dar.
Mit ein paar Country-Einflüssen, klassischem Rock, massig Melodien, ruhigen Momenten und dem auch in den Balladen kraftvollen Gesang von Chad Kroeger können NICKELBACK wieder nur gewinnen. Vielleicht ist „All The Right Reasons“ stellenweise ein wenig härter, vielleicht sorgen Songs wie „Someday“ für mehr Gänsehaut – „Dark Horse“ ist trotzdem genau das geworden, was man als Fan der Kanadier erwartet hat: Ein verdammt starkes, sowohl rockiges als auch melodisches Album, das mit dem untypischen, famosen „This Afternoon“ seinen perfekten Abschluss findet. Kaufen, abrocken, kuscheln, Luftgitarre spielen, glücklich werden!