Stil (Spielzeit): Deutscher alternative Rock mit NDW-Einschlag (51:43)
Label/Vertrieb (VÖ): Finest Noise / Radar (25.08.06)
Bewertung: 4,5-5/10
Link: http://www.tillmann.de/
TILLMANN mit „Vorsicht, Fahrstuhl!“. Was für ein Name. Aber nein, es handelt sich hier nicht um deutschen Funpunk, sondern um poppigen Alternative Rock. Die drei Süddeutschen nennen das „Wuchtpop“. Kann man so stehen lassen.
Es geht aber auch nicht so in die MADSEN-Richtung oder ähnliches. Dafür sind sie zu wenig Punk und zu wenig Hamburger Schule. Da passt der weitläufige Begriff „Alternative“ einfach besser. Zwischendurch scheint auch immer wieder ein NDW-Touch durch. Sei es im Gesang oder in den elektronischen Spielereien. Was den Tillmännern aber noch wichtiger zu sein scheint als die „Wucht“, ist der „Pop“. So sind die Melodien immer im Vordergrund und der Gesang auch gerne zweistimmig. Ab und zu kommen sie dabei auch richtig aus sich raus und verfallen beinahe in`s Schreien, ohne sich dabei aber an aktuelle Trends anzubiedern.
Die Songs pendeln zwischen poppig und rockig und bieten immer sehr gefällige Harmonien. Die Texte können schnell mitgesungen, aber nicht immer sofort verstanden werden (so da denn überhaupt noch eine tiefere Ebene hinter steckt) – manchmal sind sie auch einfach gewollt absurd. Die Band scheint sowieso eine humorvolle Schlagseite zu haben – allerdings teile ich die Komik nicht immer. Die letzten Songs der Platte stehen z.B. unter dem Titel „Geschichten aus dem All“ und vertonen ein Beinahe-Hörspiel über die erste bemannte Raumfahrt Deutschlands („Braunschweig, wir haben ein Problem“). Ich hätte allerdings auch relativ gut darauf verzichten können. Mit „Eisbär“ scheint es eine Coverversion auf dem Album zu geben, zu dem ich leider kein Original zuordnen kann. Klingt ein wenig wie KAPELLE PETRA mit Eiern. Einige Songs sind auch eher ein wenig albern, z.B. wenn bei „Wachs auf die Haut“ die Lust am Schmerz zelebriert wird. "Herr Dehmel" erinnert sogar teilweise unangenehm an die total überflüssigen TIPTOP.
Insgesamt gesehen wird hier in guten 50 Minuten eine Menge alternativer deutschsprachiger Rock geboten, der durch den ein oder anderen naiven Text in die NDW-Richtung geht. Teilweise mit Mitsingfaktor, teilweise etwas nervig. Zumindest ein wenig Eigenständigkeit. Aber vermutlich kein Kandidat für den Hype deutschsprachiger Musik.