Die Happy - No Guts No Glory


Review

Stil (Spielzeit): Rock! (tba)
Label/Vertrieb (VÖ): GUN/SonyBMG (27.10.06)
Bewertung: 7,5/10
Link: www.diehappy.de

Hatte ich beim letzten DIE HAPPY-Output noch bekrittelt, dass die Band kurz davor ist, vorhersehbar und langweilig zu werden, überrascht mich „No Guts No Glory" nun auf sehr angenehme Weise: Gemäß Titel zeigt die Band endlich wieder Eier und rockt frisch drauflos, ehrlich und direkt, ohne wie vormals auf externe Songwriter zurückzugreifen.

„Neben unserem Debüt, das wohl für jeden Musiker die aufregendste Platte ist, bedeutet uns „No Guts No Glory" am meisten - diese Scheibe ist die emotionalste und authentischste unserer bisherigen Karriere!", freut sich Bassist Ralph zu Recht. Man hört es, man spürt es, und ich bin regelrecht erleichtert, dass der Knoten doch noch geplatzt ist. Anfangs sah es nämlich gar nicht nach Revolution im Eigenheim aus:
Man war froh, einige ordentliche Vorab-Demos zu haben und blickte dem kommenden Album gelassen entgegen, als die Vier den Song „Okay" entwickelten, der aufgrund seiner Ursprünglichkeit und Rohheit plötzlich das andere Material in Frage stellte. - Er war die Initialzündung für einen kompletten Neuanfang und viele neue Songideen, die letztendlich sogar besser waren als ihr Ursprung. „Okay" schaffte es letztlich nicht einmal auf die Platte, dafür jedoch jede Menge andere Rock-Knaller, bei denen gänzlich auf Keyboards und Programming verzichtet wurde und besonders die Rhythmus-Arbeit im Vordergrund stand.

DIE HAPPY spielen immer noch melodische, radiotaugliche Musik, aber heuer klingt das endlich wieder unangestrengt und ideenreich, zudem wurde das Ganze live aufgenommen und kleinere Fehler ignoriert. Sogar Frontfrau Marta scheint sich deutlich wohler zu fühlen, traut sich was und singt auf "Hello" eine Strophe auf Französisch. Also DIE HAPPY, wie ich sie hören will: Locker, echt und mit Punch, dazu rockt das komplette Album wie Sau und selbst die ruhigeren Songs funktionieren durch die gewandelte Herangehensweise mit mehr Dreck und Drive im Saitensound deutlich intensiver als die Schmalspur-Streichler zuletzt. Vom straighten Opener „Addictive" über die herrlich rotzige Single „Wanna Be Your Girl", das leicht melancholische „Hello" hin zum swingenden Abgeh-Rocker „Ordinary Song" - hier geht was, aber ordentlich, und so kommt "No Guts No Glory" auch gänzlich ohne Ballade aus.

„Wenn Du keine Eier in der Hose hast, kannst Du auch keinen Erfolg haben. Wir haben alles anders gemacht, als beim letzten Album und sprichwörtlich die Hosen 'runtergelassen. Jetzt haben wir nichts mehr zu verbergen und fühlen uns besser und freier denn je", so Gitarrist Thorsten. Mit „No Guts No Glory" hat die Band tatsächlich wieder alles richtig gemacht, meinen Glückwunsch!
Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!