DDP (aka Der Dicke Polizist) hatten bei ihrem aktuellen Werk „Tempo Alter" gleich zwei große Produzenten an der Hand. Kurt Ebelhäuser von BLACKMAIL und Wally Walldorf haben die Band bei ihrem sechsten Schlag unterstützt. „Tempo Alter" trifft den Tenor der Platte ganz gut. Tempo im Sinne von „nach vorne gehen" , aber auch Tempo im Sinne von Taschentuch und einer dezenten Traurigkeit. Beide Extreme sind auf „Tempo Alter" vertreten und eventuell auch genau so beabsichtigt.
Der Opener „Zeit Ist Tempo" hat was von alten NENA Songs, kann aber trotz des etwas holprigen Gesanges mit Text und Authentizität überzeugen. So richtig astrein Punk Rock sind DDP nicht, genau das macht aber den Reiz aus. Eine gewisse Wärme strahlt der Anteil an Indie Rock aus, ebenfalls verantwortlich für ausgedehntere melodische Instrumentaleinschübe.
Textlich bieten DDP ein großes Gefälle, teilweise treffend aber teilweise auch platt, und einige Themen sind von anderen Bands schon weitaus tiefschürfender besungen worden. So richtig packen mich DDP nicht, wenn es um Text und auch Gesang geht. Thematisch ja, aber inhaltlich treffen DDP einfach nicht meinen Nerv und ich kann mich damit nicht wirklich anfreunden. Musikalisch sieht das aber ganz anders auch, denn DDP haben einige wehmütige und schöne Melodien auf „Tempo Alter", sind riffmäßig solide aufgestellt und weichen von festgefahren Punk Rock Trademarks ab, ohne Deutschrock oder Ähnliches zu sein. Nicht so experimentierfreudig wie MADSEN, kein gefälliger Gassenhauer Rock wie bei SPORTFREUNDE STILLER, nicht so intellektuell wie TURBOSTAAT, nicht so kopflastig wie TOCOTRONIC, nicht so spritzig wie LOVE A oder FRAU POTZ, aber irgendwo dazwischen reihen sich DDP erfolgreich ein mit ihrem Mix aus Indie, Alternative Rock und Punk.
Die Symbiose aus Indie und Punk funktioniert bei „Geschichte" perfekt, ein ansprechender Mix, gegen den die anderen Songs größtenteils abstinken, hervorstechend durch die hohe Gewichtung der Gitarren und die Extraportion Indie.
Klanglich ist mir „Tempo Alter" zu poliert und hätte etwas mehr Ecken und Kanten gebrauchen können. Auch wenn kein richtiger Ausfall dabei ist, es bleibt auch kein Stück dauerhaft hängen, so dass die Tendenz, die DDP Platte aufzulegen, bei mir eher gering ist. Noch dazu kommen mir einige Passagen und Riffs bekannt vor... Wenn man vergleicht, mit wem Kurt Ebelhäuser sonst so im Studio gewerkelt hat, dann sind da teilweise wirklich heftigere, überraschendere und ergreifendere Ergebnisse gekommen.
Anspieltipps: „Kennengelernt" und „Geschichte" und das Akkordeon auf "Paul"