Manchmal sind Promoinformationen kein Segen für die Bands. Ich habe die ARKELLS Oktober letztes Jahr im Vorprogramm von BILLY TALENT gesehen, eigentlich eine dröge Indieband erwartet und bin positiv überrascht worden, da ich eine agile, motivierte und interessante Truppe auf der Bühne vorfand. Jetzt erfahre ich auch noch, dass die ARKELLS den kanadischen Titel „Group Of The Year" bekommen haben und verspreche mir noch mehr von dem vorliegenden Zweitwerk „Michigan Left".
Was ich vorfinde, ist eine ganz gut gemachte Indieplatte mit einem hohen Rockanteil und deutlicher Tendenz in die Achtziger Jahre. Eher midtempo und reichlich mit eingängigen bis vorhersehbaren Parts versehen. Denn leider kann ich viele der Stücke schon mitsummen, bevor ich sie zum ersten Mal gehört habe. Zu dröge und belanglos dröhnt Indie Rock aus den Boxen, kaum Widerhaken und kaum stimmliche Spitzen oder gar energetische Ausraster erwarten uns auf der aktuellen Platte der Kanadier. Zu austauschbar sind die Melodien, zu einheitlich ist der Brei und zu wenig Innovation haben die ARKELLS an den Tag gelegt.
Komplett ohne Vorkenntnisse hätte ich den Kanadiern eine gute, poppige Indie Rockplatte bescheinigt, das tue ich auch trotzdem. Aber es schwingt ein Hauch Enttäuschung mit, da die Band einen großen Teil Kratzigkeit verschenkt hat, der ihnen gut getan hätte. Das swingende „Kiss Cam" mit dem etwas schnoddrigen Gesang zeigt, wie es hätte sein können. Auch hier gibt es „Ohos" und gute Melodien, aber das Stück weist trotzdem eine ansprechende Eigenständigkeit auf, mit den schwirrenden Streichern und dem abwechslungsreichen Arrangement. Das erinnert mich schon beinahe an EARTH, WIND AND FIRE und steht den ARKELLS sehr gut. Textlich müssten ARKELLS ein Segen für Bewohner der kanadischen Stadt Hamilton sein. So haben sie sich nicht nur nach der Straße benannt, in der einige der ARKELLS mal wohnten, sondern sie verlegen ihre Geschichten über Beziehungen auch in tatsächlich existente Orte in ihrer Heimatstadt.
Musikfans, die noch immer THE KOOKS hören und auf eher leichte Kost stehen, dürfen zugreifen. Innovativ und unterhaltsam geht für mich mittlerweile leider anders. Und genauso unauffällig wie die Platte an meinem Ohr vorbeihuscht, so hört sie auch auf... mit einem „low", wie treffend. „Michigan Left" ist handwerklich einwandfrei gemacht, verfügt über einen Haufen Melodien, ist mit Tanzbarkeit ausgestattet und einer Menge Mitsingparts... weder verwerflich noch schlecht, aber eben erfüllt das nicht die Erwartungen die ich an eine ausgezeichnete Band in diesem Stadium habe.