Bosnian Rainbows - s/t Tipp

Bosnian Rainbows - s/t
    Art Punk / Electronic Alternative Rock

    Label: Clouds Hill /rough trade
    VÖ: 28.06.2013
    Bewertung:10/10

    Bosnian Rainbows Facebook


Die vier Musiker, welche uns mit "Bosnian Rainbows" ihr bezauberndes Debüt präsentieren, sind wahrlich kein Unbekannten. Wir hätten am Mikro die extrovertierte Teri Gender Bender (LE BUTCHERETTES), Nicci Kasper ist verantwortlich für die Keyboards (wobei der schnöde Ausdruck „Keyboard" im Zusammenhang mit dem Erstling von BOSNIAN RAINBOWS wie ein mieser Witz klingt), des weiteren beackert Deantoni Parks das Schlagzeug und (anscheinend nicht ausgelastet) nebenbei auch noch Keyboards (ehemals THE MARS VOLTA, KUDU, KRS-ONE). An den Saiten und im Background verausgabt sich unser aller intellektueller Lieblingswuschelkopf und musikalisch begnadeter Omar Rodriguez Lopez (THE MARS VOLTA, AT THE DRIVE-IN, OMAR RODRIGUEZ LOPEZ GROUP...).

So viele Bandnamen schwirren mir durch den Kopf, SIOUXSIE AND THE BANSHEES, PETER GABRIEL genauso wie TORI AMOS, aber trotzdem klingt die Melange aus Post Punk, New Wave und poppigen Synthies einzigartig. Teri Gender Bender hat eine glockenklare Stimme, die zwar jeden Song dominiert, aber keinen Ton schluckt oder schmälert („The Eye Fell In Love"). Einige fremdartige Geräusche tauchen vereinzelt auf, aber Teri und ihre Mannen holen jeden Song auf den Boden, fordern den Hörer zum Tanz auf und zaubern verrückte Momente, die mir mich mehr als einmal den Kopf vor Bewunderung schütteln lassen („Worthless"). BOSNIAN RAINBOWS machen mich willenlos, keine Chance gegen die "seltsame" Musik, die sich penetrant an mein Ohr schmiegt. BOSNIAN RAINBOWS halten den Hörer an der Kette, lassen Songs enden, wenn sie am schönsten sind, oder schlagen noch einen überraschenden Haken, wenn der zufriedene Hörer den Song für beendet erklären würde („Torn Maps").

Schon allein der Sound von „Bosnian Rainbows" reicht aus, um der Platte mindestens sechs Punkte zu geben. Das Album muss richtig laut gehört werden, um den Hörer komplett gefangen zu nehmen. Bizarre Sounds, drückender Bass in jedem Lied, betörender Gesang und ein Schlagzeug, welches dich wie einen willenlosen Gummiball von einer Ecke in die andere schubst. Richtig rasant wird es nie bei BOSNIAN RAINBOWS, trotzdem hält die Platte eine fesselnde Spannung und so mancher Kracher wird erst am Ende gezündet („Turtle Neck"), explodiert dafür aber umso schillernder und heftiger. Jeder der elf Tracks verfügt über ein eigenes kleines Finale und „Bosnian Rainbows" wirkt einerseits als durchgehendes Hörvergnügen, könnte aber auch jedes Lied problemlos als einschlagende Single abkoppeln.

Omar wurde nie müde, in Interview unmissverständlich klarzumachen, dass er in den meisten seiner Bands die Hosen anhat. Für BOSNIAN RAINBOWS hat sich der Kommandeur brav untergeordnet („Always On The Run") und für mich persönlich das beste Werk seiner Karriere geschaffen! Ich kann doppelt und dreifach unterstreichen, dass sich hier keine Überschneidungen zu seinen bisherigen Tätigkeiten finden und BOSNIAN RAINBOWS etwas Eigenes geschaffen haben. Derart unbefangene und packende Momente können eigentlich nur auf einem Debüt stattfinden. „Musik ist die Sprache der Leidenschaft" und genau das haben sich BOSNIAN RAINBOWS zu Herzen genommen und mich komplett umgehauen. Die komplette Scheibe ist ein einziger Anspieltipp!