Indie mit Eiern: So beschreiben AVERAGE ENGINES selbst ihre Musik. Das kommt zwar hin, wird aber der Ideen-Orgie „Follow.Fail.Repeat“, dem zweiten Album der Hamburger, nur im Ansatz gerecht.
Einfach macht die Band es ihren Hörern nicht. Zum einen muss man zwei Mal hinhören, bevor sich die Qualitäten des Albums offenbaren, denn offensichtliche, will sagen: oberflächliche Hits sind auf „Follow.Fail.Repeat“ nicht drauf. Zum zweiten muss man sich erst durch einen Dschungel aus Ideen kämpfen und den ganzen Scheiß im Kopf geordnet kriegen: Seltsame Breaks, Rhythmuswechsel, punktuell eingesetzte Gastmusiker… Erst dann merkt man, was das hier im Kern eigentlich ist: Eine richtig geile Rock-Platte, die zu jeder Sekunde klingt wie Schweiß riecht.
QUEENS OF THE STONE AGE gehen mir als Vergleich immer wieder durch den Kopf, die hatten schließlich auch noch nie Angst vor Ideen-Überfluss und legen viel Wert auf einen fetten Sound, Grooves und verspielte Mehrstimmigkeiten – so wie AVERAGE ENGINES. Hinzu kommt der leicht nölige, emotionale Gesang, der sich bei der Hamburger Band allerdings nie in die luftigen Höhen von Josh Homme hinaufschraubt, sondern eher auf BARONESS-Level bleibt (nur bei weitem nicht so langweilig).
Wer kratzbürstig ist, an dem reibt man sich, und so ist es auch bei AVERAGE ENGINES. Mir gefällt nicht jedes Detail. Den Shouter zum Beispiel, der an zwei, drei Stellen des Albums Akzente setzt, hätte ich nicht gebraucht, und das ein oder andere Break auch nicht. Aber man spürt, dass AVERAGE ENGINES genau das machen, worauf sie Bock haben und unterm Strich ist „Follow.Fail.Repeat“ ein spannendes, nachhaltiges, dreckiges, ehrliches, emotionales Album geworden. Nur perfekt ist es nicht. Aber wenn perfekt gleichbedeutend mit glattgebügelt ist, haben AVERAGE ENGINES dann doch alles richtig gemacht.
Helge
Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog
Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis