Dieses Album ist toll und macht glücklich! MURMANSK verorten sich irgendwo zwischen Indie, Postrock, Noise und Wave. Und ihr drittes Album „Rüütli“ hat vor allem: Tiefe.
Respekt muss natürlich zuallererst raus wegen des Covers: Ein Schnappschuss von einem Typen, der in leicht uncoolen Partyklamotten aus einer Schrottkarre steigt und guckt, als würde er gleich vornüber fallen, das ist einfach groß. Rückschlüsse auf die Musik lässt das Foto kaum zu, was die Sache noch cooler macht – am ehesten denkt man wohl an ironischen Grobcord-Indie.
Und Indierock ist zwar durchaus drin im Klang von MURMANSK, aber um komplett darunter verschlagwortet zu werden, sind sie zu noisy und zu kalt. Der Sound ist oft durchlässig und lässt einem halligen 80er-Wave-Bass Raum, dann wieder kehren die Gitarren ihren zwar eingängigen, aber immer melancholischen Melodien den Rücken und bauen fette Post-Rock-Soundwände auf. Und dann ist da noch die Sängerin Laura, deren Stimme rauh, süß, erotisch und zerbrechlich zugleich ist. Ob bei Distortion-Krachern oder anrührenden, kitschfreien Balladen – wenn Laura singt, ist Gänsehaut garantiert.
Wer meint, mit einem Sound zwischen ISIS, THE JESUS & MARY CHAIN und ein bisschen DEPECHE MODE was anfangen zu können, sollte unbedingt MURMANSK hören. „Rüütli“ macht bei jedem Durchlauf mehr Spaß, der Spagat zwischen sperriger Kühle und Eingängigkeit ist perfekt geglückt, das Album klingt gleichzeitig retro, modern und zeitlos. Ich will unbedingt, dass MURMANSK auf Tour bei mir vorbeikommen, damit mich diese emotionale Tiefe auch live davontragen kann.
Helge
Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog
Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis