Manchmal nimmt man sich vor, seine eigene Komfort-Zone zu verlassen und über den Tellerrand zu schauen. Manchmal ist das sehr inspirierend. Und manchmal bekommt man das dann total um die Ohren gehauen. Wie in meinem Fall mit der Platte „Hymns“ von BLOC PARTY.
Denn eigentlich hatte ich schmissigen und intelligenten Gitarren-Indie erwartet. Ich kannte lediglich „Helicopter“ von vor ca. 10 Jahren. Aber damit hat das neue Album der Briten absolut nichts mehr zu tun. Ich persönlich tue mich sogar ein wenig schwer damit, das Ding hier als Bandalbum zu sehen. Auf mich wirkt das eher wie ein Soloausbruch eines Sängers, der aus seinem Bandgefüge ausbrechen möchte (wobei ich gelesen habe, dass er bereits Soloalben veröffentlich hat, die elektronisch klingen).
Ich habe vor kurzem erst den Begriff „Indietronics“ gelesen, welcher dieses BLOC PARTY-Album vermutlich am besten beschreibt. Ich selber sehe vor meinem inneren Auge eigentlich nur einen Sänger, ein Keyboard und einen Lapatop im heimischen Musikzimmer stehen. Um es kurz zu fassen: Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so gelangweilt habe.
Und ja, ich habe versucht, mit „Hymns“ warm zu werden. Der Anfang klingt irgendwie noch vielversprechend, bevor der Song wirklich anfängt und sich mit seinem Electrogefiepe meiner Meinung nach komplett disqualifiziert. Nicht, weil es Elektrogefiepe ist, sondern weil es albern klingt. Danach wird es etwas weniger plakativ, aber dennoch klingen die vorsichtigen Drums wie vom Band, der Gesang bei weitem nicht so seelenvoll, wie es vermutlich soll (bei „Fortress“ macht mich die Kopfstimme über viel zu wenig Musik nahezu aggressiv) und die Melodien sind im besten Fall ok. Wenn ab und zu mal eine vorsichtige Gitarre vorkommt, freue ich mich schon. Aber die wird umgeben von elektronischer Langeweile, sehr ruhigen Songs und Pathos. Ich kann mir solche Musik eigentlich nur in Hipster-Boutiquen vorstellen.
Der musikalische Tenor der Platte ist schon recht traurig und sphärisch. Aber in meinen Ohren klingt das eher belanglos. Natürlich hat seine Stimme etwas, und zwischendurch klingt es auch mal kurze Strecken nach etwas, das dem Indie entsprungen ist, aber ansonsten stehe ich hier wirklich relativ fassungs- und verständnislos. „The Good News“ bekommt mich zwar durchaus in Stimmung, aber auch das ist meiner Meinung nach nur ziemliches Mittelmaß.
Man mag BLOC PARTY anno 2016 meinetwegen experimentell finden und ihnen große Courage bezüglich der Weiterentwicklung zusprechen – aber das macht die Platte (dessen zweite Hälfte mir etwas besser gefällt) noch nicht spannend. Sorry – „Hymns“ und ich sind absolut nicht füreinander gemacht. Prätentiös und langweilig.