Stil (Spielzeit): Alternative Rock (44:14)
Label / Vertrieb (VÖ): Muscon / Intergroove (27.02.09)
Bewertung: 7 / 10
Links: www.thorneleven.de, www.myspace.com/thorneleven
THORN.ELEVEN wurden 1996 im Heidelberger Raum gegründet. Nach einem selbstproduzierten Album fand man ein Label, bei dem man zwei weitere Alben rausbrachte. Zu der Zeit wurde die Musik, laut Band nicht zuletzt durch das Label, in die Nu Metal-Schublade gesteckt. Das war zumindest den wenigen Stücken zufolge, die ich aus der Zeit kenne, schon damals eine sehr fragwürdige Einschätzung und macht mit „Circles" endgültig keinen Sinn mehr.
Die auf „Circles" enthaltenen Alternative Rock-Stücke entstanden in der Zeit zwischen dem Erscheinen des dritten Albums „A Different View" 2004 und der nach einigen Querelen erreichten Auflösung des Vertrages mit dem damaligen Label 2006. Mittlerweile hatte sich Sänger / Gitarrist David Becker mit einem Freund ein Studio eingerichtet, wo man völlig unabhängig das neue Album aufnehmen und noch mal richtig durchstarten wollte. Aber auf einmal stand man ohne Schlagzeuger da. Als Überganglösung für die Aufnahmen konnte man Kai Bergerin (hauptsächlich bei den Darmstädter Death-Metallern DISBELIEF aktiv) gewinnen, der dann bald auch dauerhaft einstieg. Ende 2008, mittlerweile fast fünf Jahre nach dem letzten Album, stellten THORN.ELEVEN „Circles" als kostenlosen, aber mit der Bitte um Spenden bzw. in der Höhe frei wählbare Bezahlung versehenen Download zur Verfügung. Man stellte fest, dass nur die wenigsten bereit waren, für Musik zu bezahlen, die auch kostenlos erhältlich war. Also suchte und fand man in Muscon ein kleines Label, das für künftige Alben künstlerische Freiheit garantiert, und backt nun bescheidenere Brötchen als früher beim großen Label.
Zum Glück hat man dem eigenen, kleinen Studio ohne jeden Zeitdruck einen satten, fast professionellen Sound abknöpfen können, der wie auch das Songwriting über weite Strecken angenehm an THE TEA PARTY erinnert, wenn man sich mal deren Ethno-Einflüsse gänzlich wegdenkt. Rein zufällig (?) heißt ausgerechnet jenes Album von THE TEA PARTY (r.i.p.), das „Circles" am ähnlichsten ist, „Seven Circles"... Da könnte man jetzt spekulieren...
Ist mir aber auch egal, weil die einzelnen Songs eigenständig sind und reifen Alternative mit Schmackes bieten. Die Songs kommen in durchschnittlich dreieinhalb Minuten zur Sache und bieten dabei ein ausgewogenes Verhältnis von schweren Riffs und düsterem bis verhalten optimistischem Gesang, wobei die meisten Texte von Einsamkeit zu handeln scheinen. Ist ja auch kein untypisches Thema für dieses Genre.
Das Album startet mit einem traurigen Piano-Intro, legt dann aber mit „Quicksand" und „Summer" mächtig los. Flotte Drums und klare Riffs machen Lust auf mehr. Es folgt das bis auf einen Ausbruch verhaltenere, aber auch sehr schöne Titelstück, zu dem nach einigen Verzögerungen voraussichtlich im Juni ein Video veröffentlicht werden soll. Danach wird man von einer Flaute in Form dreier unspannender Lieder erwischt, bis man von „Misery" geweckt wird, das ein klitzekleines bisschen an THERAPY? zu „Troublegum"-Zeiten erinnert. Danach bleibt das Niveau mittelmäßig bis hoch, vor allem „Control" macht Spaß.
Liest sich ganz ordentlich, oder? Genau das ist das Problem: Das ist alles gut, reif und zeigt dank der leichten Metal-Einflüsse auch mal Härte, aber mit dem etwas zu glatten Sound, einer unnötigen Berechenbarkeit und einigen textlichen Schwächen vergeben THORN.ELEVEN die durchaus in Reichweite gelegene Chance, im deutschen Alternative-Bereich ein Ausrufezeichen zu setzen. Von internationalen Hausnummern wie besagter TEA PARTY mal ganz zu schweigen. Andererseits sind sie auch ein ganzes Stück von der Belanglosigkeit der mir bekannten Songs von NICKELBACK und Konsorten entfernt. Kurzum: Gut sind'se.