Eigentlich bin ich der Falsche für dieses Album. Pop-Appeal und ein Sound, der auf die ganz großen Bühnen strebt – nichts für mich. Das neue Album der RIVAL KINGS nimmt mich trotzdem mit.
Denn letztlich geht’s in Musik um Emotionen, und von denen hat „War“, das zweite Album der Schweizer, eine ganze Menge. In den melancholischen Melodien und der fragil angerauten Stimme. Und in den Texten, in denen es laut Promotext um den „inneren Krieg dieser Generation voller Zweifel und krampfhafter Individualität“ geht, gemeint ist die „mit Tabletten vollgepumpte, orientierungslose Generation Y, welche trotz all ihrer Freiheit gefangener und spießiger ist als jene Generationen, welche sie selber gerne belächelt“. Große Worte, die zum Gestus der Musik passen. Ich höre vor allem Zeilen, in denen es zum Beispiel um verloren gegangene Zeiten, gescheiterte Beziehungen, gebrochene Herzen und die Flucht in die rauschende Nacht geht. Ob das tatsächlich Themen sind die nur der Generation Y bekannt sind, bezweifle ich. Aber so wie die Musik klingen die Texte ehrlich, und darauf kommt es an.
Wer will, kann RIVAL KINGS vorwerfen, reiner, anbiedernder Pop zu sein. Oder, betrachtet man die Bandfotos, Hipster – aber nur weil man nen Sidecut hat und die Skinny Jeans über dem Knöchel enden heißt das ja nicht, dass man keine tiefsinnige Musik machen kann. Letztlich ist „War“ ein gutes Beispiel dafür, wie Coldplay klingen könnten, wenn sie nicht schon seit Äonen scheiße wären. Auch, dass ich mir beim balladesk startenden „Bad“ ein Duett mit Rihanna gut vorstellen könnte, ist ausschließlich als Kompliment für sehr gutes Songwriting gemeint.
Kurz: Wer auf ernsthafte, deepe Songs steht und kein Problem mit Pop hat, ist bei RIVAL KINGS goldrichtig. Viele klingen so, als wollten sie auf große Bühnen. Diese Band klingt, als könnte sie es schaffen.
Helge
Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog
Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis