Stil (Spielzeit): Rock (41:23)
Label/Vertrieb (VÖ): Gun/SonyBMG (29.08.05)
Bewertung: Gutes Rock-Album mit Abstrichen (5,5-6/10)
Link: www.diehappy.de
Die Happy haben bereits auf ihrem letzten Album einen Weg eingeschlagen, den ich nicht nachvollziehen kann. Auch dieses Mal wurden einige Songs mit Unterstützung von Songwritern geschrieben, in meinen Augen ein Armutszeugnis für eine gestandene Rockband wie die mir menschlich bis heute immer noch ungemein sympathischen Die Happy.
So floss „Big Big Trouble", das als erste Single ausgekoppelt wurde, aus der Feder von Jörgen Elofsson, der Groover „If I Could Fly" entstand in Zusammenarbeit mit Peter Kvint und die Basis der Ballade „I Am" stammt von Diane Warren, die u.a. schon für Aerosmith, Alice Cooper und Bon Jovi komponiert hat. „Die Zusammenarbeit mit einem Außenstehenden verleiht einem eine neue Perspektive und bricht das interne Bandgefüge auf", kommentiert Schlagzeuger Jürgen Stiehle die Vorgehensweise. Großartiges Argument - wenn einer Band nichts mehr einfällt, sollte sie sich meinem Verständnis nach auflösen und keine Krücken benutzen, um halbgar mit Fremdantrieb weiterzumachen.
Da sich die vier Bandmitglieder mittlerweile auf Stuttgart, Berlin, Dortmund und die Schweiz verteilen, ergab sich eine neue Arbeitsweise: Jeweils von zu Hause aus im Homestudio. „Dann treffen wir uns, spielen uns die Ideen gegenseitig vor und entwickeln sie gemeinsam weiter. Mit den aktualisierten Versionen auf den Festplatten geht jeder wieder nach Hause und arbeitet weiter daran", erklärt Bassist Ralph Rieker den Ablauf. Zwischendurch wird jedoch immer mal wieder der Proberaum aufgesucht, wie Marta betont, „denn nur wenn ich dabei springen und abgehen kann, merke ich, ob ein Song funktioniert".
„Bitter To Better" liefert den Standard, den man von Die Happy gewohnt ist - Rocksongs, die allesamt radiotauglich klingen und im Grunde nichts wirklich Neues bieten außer Wohlklang für open minded Popfans, die ab und zu auch mal etwas mehr Dampf in den Gitarren brauchen. Diese wurden bei den neuen Songs ein klein wenig zurückgeschraubt, die nun transparenter ans Ohr dringen, im Grunde genommen jedoch nichts von ihrem Druck eingebüßt haben. „Wir wollten den Wald ganz bewusst ausdünnen, damit man die einzelnen Bäume wieder sieht", so Gitarrist Thorsten Mewes.
Die Titel funktionieren, doch sind Die Happy dicht dran, zu einer Reißbrettband zu mutieren - von ihrer Herangehensweise sehr konzipiert und damit zu wenig aus dem Bauch heraus agierend, was ihre mehr als vorhersehbare Single belegt. Insgesamt haben sie auf „Bitter To Better" noch knapp die Kurve gekriegt, sodass man sich das Album ins Regal stellen kann - zumal Die Happy bislang immer live bewiesen haben, dass sie doch noch so etwas wie Feuer im Hintern haben. Hoffentlich bleibt das auch weiterhin ein Faktor, auf den der geneigte Fan zählen kann.
Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!