THE MOORINGS sind eine Band aus Frankreich, die sich keltischem Folk-Rock mit englischen und französischen Texten verschrieben hat. Ein wenig überraschend ist, dass "Unbowed" ihr erstes Studioalbum ist, die Band hat immerhin schon vor fünf Jahren für THE DUBLINERS eröffnet und seitdem auch die Bühne für THE POGUES und DROPKICK MURPHYS vorgewärmt – Einflüsse, die man durchaus erkennen kann.
Der Auftakt des Albums "Another Drinking Wound", der die philosophische Frage "where does the pain in my butt come from" aufwirft, lässt gesanglich – und ich bin ob der Wandelbarkeit der Stimme immer noch nicht ganz befreit von Ungläubigkeit, dass das ganze Album von Sänger Denis Phil Jelly eingesungen ist – die ein oder andere Assoziation an das betrunkene Schleifen über die richtigen Töne aufkommen, das Shane MacGowan so unverkennbar macht. "Captain Watson's Gang" könnte dagegen auch ein DROPKICK MURPHYS Song sein, keiner von den neuen Pop-Songs sondern einer aus der Phase, als man sich von richtigem Punk mit ein bisschen Folk noch in Richtung viel Folk mit etwas sanfterem Punk entwickelte.
Mit "Amsterdam" folgt darauf auch schon mein persönliches Highlight des Albums und der erster Titel in französischer Sprache. Auch wenn die Festivalsaison jedes Jahr zeigt, dass der Mensch kaum unangenehmere Geräusche als betrunken gebrülltes Französisch kennt, kann einen dieses Lied – und die kurze aber intensive Phase der Erforschung des französischen Chansons, in die es mich getrieben hat – durchaus zeigen, warum die Sprache allgemein einen guten Ruf hat. Mir persönlich gefällt es besser, als die Version von DAVID BOWIE und das ist dann, denke ich, auch schon mehr vergleichendes Lob, als man erwarten darf, wenn man JACQUES BREL covert.
"The Dancy Cargo Hold's Dance / Mermaid's Jig" ist ein instrumentaler Einschub, der kein schlechter Jig und auch solide gespielt ist – der aber entweder die beiden Titel, die ihn umranden, durch seine Überflüssigkeit hervorhebt oder einfach überflüssig ist. Die Entscheidung sei dem Hörer überlassen. Mit "The Mariner I Use To Be" folgt eine "Noch-nicht-ganz-Ballade". Mit viel Flöte und wie immer mitreißendem Gesang, der gelegentlich von gefühlvoll eingesetzten Chören begleitet wird. Wieder ein starker Song. "Les Bras Piqués" wird dann wieder etwas fröhlicher und französisch. Auch hier klingt es wieder wie ein Kind von DROPKICK MURPHYS und THE POGUES, das gerade eine leicht rockige Rebellionsphase hat.
"Drink Up Fast" hat dann diesen wunderbar rauen Gesang und ist ein gradliniges Trinklied. "Brandy Belle" klingt dagegen fast nach Country und mischt englischen mit französischem Text. "Posy Of Lily" wird dann sehr sentimental. Eine schöne Ballade, auch wenn ich den Akzent, an dem sich Sänger Denis hier versucht, nicht ganz einordnen kann. Etwas gewöhnungsbedürftig. "Mutins" ist dann, in Französisch, ein Titel, den man mit ein bisschen Promotext auch einer Pop, Punk oder Alternative Band unterschieben könnte. Ein netter Kontrast zum wehmütigen "Posy Of Lily".
Beim nächsten Titel kommen dann erste kulturelle Konflikte auf, wenn ein "Ice Cold Jar Of Whiskey" besungen wird. Das macht man nicht, auch wenn das Lied darüber noch so viel Spaß macht. Mit "Invictus" klingt das Album dann auch leider schon aus. Wieder eine schöne Ballade und thematisch passend zum Albumtitel. Ein schöner, passender Abschluss zu einem guten ersten Album.
Definitiv eine Empfehlung. Aber ich habe wieder nichts für das Mittelfeld gefunden.
Trackliste
- Another Drinking Wound
- Captain Watson's Gang
- Amsterdam
- The Dancy Cargo Hold's Dance / Mermaid's Jig
- The Mariner I Used To Be
- Les Bras Piqués
- Drink Up Fast
- Brandy Belle
- Posy Of Lily
- Mutins
- Ice Cold Jar Of Whiskey
- Invictus
Band
- Didier Strub – Schlagzeug
- Anne Darrieumerlou – Violine
- Matthieu Renaudet – Bass
- D. Phil Jelly – Gitarre/Gesang
- Nicky Sickboy - Banjo/Gitarre