Alter Bridge bestehen aus Sänger Myles Kennedy (ehemals Mayfield-Four) und den alten Musikern von Creed: Gitarrist und Songwriter Mark Tremonti, Ur-Bassist Brian Marshall sowie Felldrescher Scott Philipps. Wie also sollte die Band klingen, wenn nicht nach Creed? - Und genau das ist der Fall, da mögen die Jungs noch so sehr betonen, sie seien wieder zu „den Wurzeln des Rock `n` Roll" zurückgekehrt.
Alter Bridge ist der Name einer Brücke in Detroit, der Name steht für den Weg in neue, unbekanntere Gefilde. Nach unbetretenen musikalischen Pfaden hört sich „One Day Remains" (Sony) aber keinesfalls an - schon alleine Tremontis Gitarrenspiel besitzt alle Charakteristika, die wir von seiner alten Formation her kennen, sodass man sich als Creed-Fan gleich wieder zu Hause fühlen wird. Das Wichtigste an einem Song sei die Melodie, so der Gitarrist, zudem sei dies eine neue Band und ein neuer Anfang. Aber mal ehrlich: Die Melodien schnörkeln sich wie früher um moderne Rock-Riffs, denen Kennedy mit zweifellos leidenschaftlichem Kehlenschmalz die leider etwas zu pathetisch geschmückte Krone aufsetzt. Instrumentelle Gitarren-Intros oder Vorspiele, einstiges Erkennungsmerkmal von Creed, markieren bei Alterbridge den Anfang eines jeden Songs, aus deren Fülle ich leider nur einen einzigen nennen kann, der mich wirklich überrascht hat: Den Titeltrack. Hier wird attackiert, also schnell und erfrischend gerockt, sieht man einmal vom typisch-getragenen Refrain ab. Kennedy klingt anders als Scott Stapp und leider nur beim ersten Song „Find The Real" wie Cris Cornell - meistens erinnert er mich eher an klassische Metalsänger, scheut er doch nicht vor hohen Tönen zurück, wenn auch mit mehr Rock in den Stimmbändern.
Wie soll das Fazit also lauten, wenn fast alles beim alten geblieben ist, also gut gemachte und klasse produzierte Rocksongs moderner Machart geboten werden, die mit Stapp als Sänger wohl ebenso gut funktioniert hätten? Es lautet: Kauft den Silberling, wenn Ihr Creed nachtrauert und ihre Musik gemocht habt. Lasst ihn stehen, wenn diese Band Euch nie interessiert hat.
Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!