Beach - 2nd Hand Cannibals

Review


 
Manche Rezension schiebt man vor sich her, um der Aufgabe zu entgehen, das Gehörte in Worte fassen zu müssen. Oder weil man über die Musik einer sympathischen Band so gerne positiv schreiben möchte, einen nach mehrmaligem Hören des Albums aber eher Ratlosigkeit als Begeisterung befällt... so wie bei Beach.Sperriger, unruhiger Indie-Rock wäre wohl eine treffende Bezeichnung für das, was die drei Berliner auf ihr Debüt „2nd Hand Cannibals" gepackt haben. Für gewöhnlich bevorzuge ich Musik, die aus dem 0815-Schema ausbricht, quere eigene Wege einschlägt und noisig, unzugänglich und eigen klingt. Zwar erfüllen Beach diese Kriterien, jedoch fehlt mir der wichtigste Punkt überhaupt, ohne die kein Album auskommt: Es muss etwas hängen bleiben, interessant klingen. Die ersten beiden Songs („Mad Cell", „I Could Step Aside") des Albums erfüllen diesen Anspruch, sind dynamisch, eruptiv und kantig. Danach der Wechsel: „2nd Hand Cannibals" wird eintönig, nicht vorhersehbar natürlich, aber einfach ohne Prägnanz. Es ist nur ein schmaler Grat zwischen Liebe und Gleichgültigkeit, die solche Musik in mir auslösen kann, und Beach sind mir am Ende nahezu fremd. Nichts bleibt hängen, die Songs schlüpfen durch meine Finger. Es plätschert so dahin, kaum dass es einmal zu einer erlösenden Eruption kommt, nur selten und stets zu kurz bricht die Gitarre aus dem selbstverliebt klagenden Schrammeln aus, um wirkliche Akzente zu setzen und den Songs ein Gesicht zu geben. Der Sänger erinnert mich stellenweise an Gavin Rossdale von Bush, klingt durch die seltsam gedämpfte Produktion jedoch wie hinter einer entfernten Wand stehend.So schön ich das gesamte Coverartwork finde, so seltsam bleibt mein Eindruck nach dem Hören dieses Albums. Nicht Fisch, nicht Fleisch, mit merkwürdig zurückgenommenem Gesamtsound und insgesamt zwiespältig.

Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!

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