Was nach dem Brimborium bleibt ...
So einfach wird das nicht, denn PUPPY liefern alles und nichts ab. Der Opener "Black Hole" lässt kaum Wünsche offen und an den letzten Ton können sich gut und gerne ein lauter Knall und eine ekstatische Feuerfontäne anschließen. Festhalten kann man auf jeden Fall, dass Sänger Jock Norton beeindruckend poppig-sanft singen kann und die leicht grungige Nostalgie, die die Londoner bewusst verbreiten, damit perfekt sublimiert. Die Extra-Dosis Zucker geht definitiv auf sein Konto.
"Poor Me" zeigt allerdings, dass PUPPY sich nicht ausschließlich darauf verlassen können und das Boot ganz schnell mal auf die (falsche) Seite kippen kann, überragende Skills an den Gitarren helfen in diesen Momenten auch nicht.
... kann sich durchaus hören lassen
In den klebrig-rockigen Momenten sind PUPPY besonders gut, seltsam konstruiert wirkende Möchtegern-Doublebass-Aktionen wie in "Bathe In Blood" hätte man sich allerdings kneifen können. Dadurch wird leider nicht die angestrebte Kreativität übermittelt, es wirkt einfach deplatziert. Mit Songs wie "I Feel An Evil", "Handlebars" machen PUPPY alles richtig. Eingängige Refrains, die man teilweise schon nach dem ersten Durchlauf mitsingen kann, geschmeidige Saitenarbeit und echte Dynamik, die in keine der beiden Waagschalen zu viel wirft.
Dabei stehen die Rookies nicht selten mit einem Bein fest in den Neunzigern, erinnern stark an WEEZER oder SMASHING PUMPKINS, nur mit massiv aufgedrehten Verstärkern und einer charmanten Breitbeinigkeit. Ob man Songs wie "Entombed" oder "Vengeance" noch nach einem halben Jahr für ihre Eingängigkeit lobt oder schlichtweg von Eindimensionalität genervt sein wird, zeigt sich dann. Im ersten Moment ist die spontan attestierte Eingängigkeit ein verbuchbares Plus für PUPPY und "The Goat".
Und um auf die (förmlich aufgedrängte) Referenz GHOST zurückzukommen, von denen hätten sich die Kritiker des letzten Albums sicherlich Stakkato-Riffing und Dickehosigkeit wie im abschließenden "Demons" gewünscht. Trotzdem können PUPPY mit GHOST nicht gleichziehen (und wahrscheinlich wollen sie das auch nicht). Das liegt nicht am fehlenden Mummenschanz, sondern an mangelnder Konsequenz in der Soundprägung und den nicht immer zündenden Songwritingresultaten. Kreative Ausreißer - wie in "Just Like You" - gibt es eher selten.
PUPPY nutzen ihren Welpenschutz aus
Unterm Strich wurde hier eine clever kalkulierte Promotaktik gefahren, die die Band sicherlich noch ein gutes Stück tragen wird und auch nicht komplett unberechtigt ist, denn "The Goat" ist kein unausgegorenes Debüt, sondern nur an manchen Stellen zu dick aufgetragen. Wer mit PUPPY ganz neutral konfrontiert wird, wird eine sehr gut gemachte, abwechslungsreiche Platte mit vielen guten Momenten und teilweise überragenden Gitarrensounds hören - dagegen ist nichts einzuwenden.
Dem Hype wird "The Goat" zwar nicht gerecht, jedoch kann sich jeder aus dem bunten Sack, den PUPPY wahllos über uns ausgeschüttet haben, seine ganz persönlichen Highlights aussortieren und es wäre auch sicher nicht verkehrt, PUPPY mal live anschauen.