Back to the roots
Über das Jahr 2021 hinweg fanden die Aufnahmen zum neuen Album in Nashville und Los Angeles statt. Dabei erhielt das kalifornische Quintett Unterstützung der Produzenten Erik Ron [PANIC! AT THE DISCO], Andrew Migliore [SUECO, PAPA ROACH] und Drew Fulk [LIL WAYNE, LIL PEEP], deren Referenzen eine passende Zusammenfassung zum musikalischen Schaffen der Band bieten. Wie gewohnt kombinieren HOLLYWOOD UNDEAD auch auf ihrem achten Longplayer Rock, Metal und Hip-Hop zu einer Mischung aus Teils recht ernsten Rap-Metal- und -Core-Nummern, teils weniger ernsten, bis albernen Partytracks.
Der Opener "CHAOS" ergänzt den alten Rap-Metal-Stil der Gruppe um Metalcoreeinflüsse, die sich mit elektronischen Elementen abwechseln. Die Verse der Rapper und der Chorus von Sänger Danny legen sich dabei passend über die energetische und bunte Musikmischung, die teils an alten Numetal, teils an ARCHITECTS und an anderer Stelle an Emo-Rap erinnert.
Softere Songs wie "World War Me" hingegen kommen in Alternative-Rock-Manier mit eingängigen Hooks daher, die zum Mitsingen einladen, während designierte Party-Nummern wie "Ruin My Life" deutlich softer mit discotauglichem House-Beats, kurzen Strophen und catchy Chorus Clubstimmung erzeugen. Mit "Hourglass" bieten die Kalifornier sogar ihre Iteration zu Powermetal oder viel mehr Power-Alt-Rock.
Alles in allem bieten HOLLYWOOD UNDEAD hier einen Querschnitt durch ihre bisherige Geschichte. Durch die Retrospektive geht der Blick nach vorne jedoch etwas verloren. So sind die Lieder zwar breit aufgestellt, doch gegen Ende des Albums hat man das Gefühl, alles bereits einmal gehört zu haben und lediglich Neuauflagen erprobter Formeln zu hören. Das gibt dem Album einen leicht formelhaften Klang, insbesondere wenn man die Band und ihre unterschiedlichen Facetten schon länger kennt.
Sex, Drugs, Rap-Rock'n'Roll
Die Texte der Band sind ähnlich breit aufgestellt wie der Sound der einzelnen Songs. In "CHAOS" zeigt sich die Gruppe gesellschaftskritisch und spricht von überlaufenden Ozeanen und brennenden Himmeln, wobei sie mit einer "Lord of the Flies"-Referenz einen Bezug zur gefühlten Hilfslosigkeit und Verrohung im Chaos der Welt herstellt:
"Close your eyes, blinded by the fire in the sky
Misguided by the tribe, sacrificed to the lord of the flies"
In "Ruin My Life" hingegen geht es lediglich ums Feiern und Drogenkonsum, während in "Hourglass" über die eigene Crew geflext wird oder introspektive Tracks wie "World War Me" oder "Happy When I Die" persönliche Probleme thematisieren. Lyrisch zeigt sich die Gruppe gewohnt vielseitig, wobei sie das Rad jedoch nicht neu erfindet und stattdessen bekannte Themen beleuchtet, die Langzeit-Zuhörer:innen in einer ähnlichen Form bereits gehört haben dürften.
Fazit
"Hotel Kalifornia" bringt den alteingesessenen Sound der Kalifornier zurück, doch dabei mangelt es etwas an Innovation. Zwar scheint das neue Album durch dieselben Stärken, die die Band seit jeher auszeichnen – allen voran die Mischung verschiedener Genres –, doch im Gegensatz zum Vorgänger bietet der achte Longplayer keine Features, die den bekannten Sound auffrischen.
Einerseits klingen die neuen Tracks vergleichbar düster wie das ältere Schaffen der Band, andererseits kommt es nicht ganz an die Höhen älterer Werke heran und bietet gleichzeitig wenig Abwechslung, insbesondere im Vergleich mit dem Vorgänger. Dennoch liefert das Quintett alles in allem ein solides Album ab, das ältere und neuere Fans der Gruppe mit einer ausgewogenen Mischung aus Hip-hop- und Rock-Elementen befriedigen sollte.
Wer selbst in der achten Auflage nicht genug von der Rap-Rock-Runde bekommen kann, holt sich auch hier eine frische Dosis HOLLYWOOD UNDEAD im altbewehrten Format.