Bruch mit (altem) Stil
Nach fast sieben Jahren kehrt das US-Trio PIERCE THE VEIL mit einem neuen Longplayer zurück. Die in die Lande gezogenen Tage hinterlassen auch ihre Spuren am Stil der Band, da diese auf "The Jaws of Life" mit ihrem alten Stil bricht und größtenteils deutlich softere Musik spielt.
"Death Of An Executioner" öffnet das Album mit einer Mischung aus Alternive, Indie und Synth Pop, abgerundet von Sänger Vic Fuentes eingängigem Gesang, welcher sich wie ein roter Faden durch den Verlauf der zwölf Songs zieht. Darauf folgt mit "Pass The Nirvana" der mit Abstand härteste Track, eine Grunge-Homage, worin Grungeriffs auf Post-Hardcore und breit aufgestellten Gesang treffen. Letzter rangiert zwischen klarem, stellenweise Sprachgesang und einschneidenden Shouts, die die explosive Energie des Liedes auf eine neue Stufe heben, wenn sie sich parallel zu den wuchtigen Riffs entladen. Hierbei handelt es sich allerdings um einen Ausnahmesong, der dem Rest der Lieder wenig ähnelt.
Trotzdem gelingt der anschließende Stilwechsel in der Ballade "Even When I'm Not With You" in Richtung Pop. Gleichsam minimalistische und melodische Riffs tänzeln darin um den Leadgesang, der sich nicht mehr vom vorangehenden Song unterscheiden könnte, aber dennoch ins Gesamtbild des Albums passt. Gegen Ende öffnet sich alles und entlässt die Spannung, die durch die bis dahin irritierenden Riffs aufgebaut wurde, wobei das Liebeslied einen krönenden Abschluss erhält.
Der Rest des Albums kommt ähnlich besinnlich daher. "Emergency Contact" paart minimalistische Instrumentation mit ähnlich eingängigem Gesang wie sein Vorgänger und Synth-Elementen, die dem anderweitig eher simpel gehaltenen Klangerüst etwas mehr Textur verleihen – bespielsweise im Übergang zwischen der ersten und zweiten Strophe. Mit "Shared Trauma" bieten PIERCE THE VEIL eine Dream-Pop- und Indie-Nummer, die vor dem Finale des Albums noch einmal frischen Wind und etwas Abwechslung zu den andernfalls auf Dauer etwas statischen Pop-(Rock-)Songs bietet. Zwar gelingt PIERCE THE VEIL der Übergang zu einem softeren Sound, insbesondere durch die gesangliche Bandbreite des Sängers, doch manche der Lieder gehen im Vergleich unter.
Fazit
Die Amerikaner zeigen sich auf ihrem fünften Album von verschiedensten Seiten, aber konstant eingängig. Wer sich Rock erhofft, ist hier eventuell an der falschen Adresse, da die Band sich ein gutes Stück weiter vom Punk wegentwickelt und stärker in Richtung Pop bewegt. Wer hingegen einen breit aufgestellten Sound mag, der stärker in Richtung Alternative und Indie schwingt, kommt bei diesem Album auf seine Kosten.