DiNA - self

DiNA - self

Keine Namen, keine Gesichter, der auffordernde Hashtag #WirsindDiNA. Wie sich die vierköpfige Truppe DiNA aus Hamburg präsentiert, macht neugierig. Kann das selbstbetitelte Debütalbum die Neugier stillen, oder heißt es eher "Die? Nee!"?

Mit ziemlich breiter Brust stellt das Label seine Schützlinge vor. Auch die Social-Media-Kanäle werden geschickt genutzt, um Interesse an der Band zu wecken. Lyrisch gibt sich das Quartett provozierend und offensiv ("Kaiser der Planeten, mit Gottes Segen, steck das Fleisch in Brand", "Holt die Schwänze raus, der Rest bleibt Fantasie", "Digger was für Ambitionen, wir sind sowieso alle gefickt"). Die zehn Songs behandeln Themen wie Rassismus, sexualisierte Gewalt, Missstände, Konsumverhalten und mehr recht direkt. Das ist an sich sympathisch.  Umso verwunderlicher, dass manches ziemlich verklausuliert beschrieben wird ("Papa"). 

Musikalisch wird das Kollektiv vom Label mit verschiedenen Namen wie "Kraftklub, Selig, Provinz oder selbst Rio Reiser" genannt – "und wenn die Gitarren mal ungebremst zu Werke gehen, vielleicht sogar ein wenig Rammstein oder Rage Against The Machine". Zumindest die letztgenannte Crossover-Legende schimmert in den harten Passagen und dynamischen Wechselspielen durch. Der kraftvolle Alternative Rock hat jedenfalls mächtig Eier, was auch an der knackigen Produktion liegt.

Mit ihrem dynamischen Sound macht der musikalische Teil zumindest in der ersten Albumhälfte mit stürmischen Nummern wie dem Ohrwurm-Opener "Bourgeiosie" (das bei weitem stärkste Stück der CD), "Diener", dem zupackenden "Monolith" und dem abwechslungsreichen "Porzellan" Laune, flacht danach allerdings ziemlich ab. Das liegt weniger am musikalischen Handwerk denn am Songwriting, das stellenweise zu unausgereift und verschroben wirkt. Totalausfälle gibt's nicht, wirklich was im Ohr bleibt nach dem starken Einstieg allerdings auch nicht.

Der Gesang ist sehr eigenständig und charismatisch. Teilweise habe ich mich gefragt, ob da noch ein Kerl mitsingt – was am Ende auch keine wirkliche Rolle spielt, da alle Bandmitglieder DiNA sind und sich als Einheit verstehen. Die Stimmfarbe ist definitiv Geschmackssache.

Fans von deftig deutschsprachigem Rock mit sehr direkten Texten können ein Ohr riskieren. Wie sich DiNA mit ihrer Mixtur auf lange Sicht schlagen, bleibt abzuwarten.

"DiNA" Trackliste:

01. Bourgeoisie
02. Diener
03. Porzellan
04. Monolith
05. Sorgenparasit
06. Nagel
07. Papier
08. Dynamit
09. Papa
10. Hirn

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