Men, Women & Children - s/t



Review

Stil (Spielzeit): Disco-Indie (41:36)

Label/Vertrieb (VÖ): Inkubator / Soulfood (20.10.2006)

Bewertung: 6/10

Link: http://www.menwomenandchildren.com
http://www.myspace.com/menwomenandchildren
Ganz, ganz große Disco, die man da auf dem Debutalbum von MEN, WOMEN & CHILDREN zu hören bekommt. Umso verwunderlicher ist es, wenn man erfährt, wer in dieser Combo die Gitarre zupft: Todd Weinstock, seines Zeichens ehemaliger Gitarrist bei GLASSJAW, eine Band, die nicht unbedingt für Disco-Qualitäten steht. Man mag sich fragen, was hier nun geschehen ist, aber kurz und bündig von Weinstock zusammengefasst: er wollte etwas kreieren, was „over the top" und einfach nur „huge" ist. Dass das ganz gut gelungen ist, beweisen die 12 Songs des Albums, die alles andere als dezent geworden sind und mit Effekten nur so auftrumpfen, sodass sich doch häufig ein Gefühl von Überladenheit einstellt.

Das 20 Sekunden Gitarrenintro des Plattenöffners „Dance In My Blood" erinnert als einziges an Weinstocks alte Bandtage, denn von da an beginnt das Disco-Inferno Deluxe. Durchgeknallte Streicher, ein straffer 4/4tel Takt, funky Synthies, Handclaps und ein Refrain, der sich selbst im betrunkensten Zustand noch mitsingen lässt: „You don't need a reason/To get out on the dancefloor". Aufforderung oder Kampfansage? Man weiß es nicht.

Spaß wird hier groß geschrieben, was sich nicht nur in den Titeln der Tracks („The Name Of The Train Is The Hurricane") widerspiegelt, sondern auch in den Texten, die einen gewissen Ernst vermissen lassen. MEN, WOMEN & CHILDREN sind gekommen, um einem zum Tanzen zu bringen und nicht die Welt zu erklären, was dem Quartett, das live von einem weiteren Gitarristen unterstützt wird, auch ganz gut gelingt. Besonders Sänger TJ Penzone erledigt seinen Job zu meiner Zufriedenheit und kommt in fast schon unfeierliche Höhen mit seiner Stimme. Hier wird mit Klischees gespielt und das gekonnt.

Ein Vergleich zu den SCISSOR SISTERS bleibt da natürlich unumgänglich, da sie dasselbe Genre bedienen, was gerade bei Songs wie „Who Found Mister Fabulous?" deutlich wird, jedoch sind MEN, WOMEN & CHILDREN noch etwas durchgeknallter.

Eigentlich wird alles gebracht, was Disco ausmacht. 80s, Funk, lustige Breaks. Leider schwächelt die Platte zum Ende hin. Die Songs erinnern an vorherige und fangen an, wie ein großer, zu überladener Einheitsbrei zu klingen. Die allzu omipräsenten Disco-Streicher nerven letztendlich mehr, als dass man sie zu würdigen weiß und man kommt sich vor wie in einem alten spacigen Computer-Spiel mit vielen „pling-plings".

Von den alten GLASSJAW Fans sollten sich vielleicht nur die herantrauen, denen HEAD AUTOMATICA (die Band des ehemaligen GLASSJAW-Sängers) nicht zu poppig ist, um jegliche Schocks zu vermeiden. Ansonsten gibt dieses Album einem durchaus den einen oder anderen Dance-Knaller mit auf den Weg.
Eva

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