Stil (Spielzeit): Popcore/Crossover/Nu Rock (41:14)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner Records (24.08.2007)
Bewertung: Auch gute Songs können enttäuschen (5,5/10)
Link: www.atreyurock.com
Gleich vorneweg: Das sind nicht mehr die ATREYU, die noch vor wenigen Jahren mit „The Curse“ eine verdammt geile Metal-/Emocore Scheibe hingelegt haben und auch (zumindest über weite Strecken) mit dem Nachfolger „A Death-Grip On Yesterday“ überzeugen konnten. Zwar deutete sich auch ohne Besetzungswechsel bereits an, dass ATREYU immer weniger agressive Shouts verwenden würden und auch der Metal-Spirit von „The Curse“ schien zu verblassen. Aber eine Scheibe wie „Lead Sails Paper Anchor“ hatte ich nicht erwartet! Fans, die ohne reinzuhören zugreifen wollen, sollten sich im Klaren sein, dass der Unterschied zum Vorgänger viel größer ist als zwischen den letzten beiden Alben. Bands wie THRICE, TRIVIUM und BOYSETSFIRE haben vorgemacht, wie man sich von seinen Wurzeln lösen kann ohne den Fans vor den Kopf zu stoßen, aber leider gelingt dies ATREYU nicht einmal ansatzweise. Dafür ist die Kurskorrektur doch zu krass, denn teilweise fühlt man sich eher an LOSTPROHETS, SILVERSTEIN, FUNERAL FOR A FRIEND oder PAPA ROACH erinnert. Bands, die ich zwar sehr gerne höre, aber bei ATREYU passt das irgendwie gar nicht! Wenn ein anderer Bandname auf dem Cover stehen würde, hätte ich sicher mehr Punkte gezückt, keine Frage, denn handwerklich geht das größtenteils in Ordnung und ein Gespür für große Melodien haben die Amis immer noch. Jeder Songs für sich genommen ist nicht schlecht, aber in der Gesamtheit klingt „Lead Sails Paper Anchor“ doch zu sehr nach einer Band am Scheideweg. Mit Hoffnung auf kommerziellen Erfolg wird alles auf eine Karte gesetzt, man hofft vor allem auf einen neuen Kundenkreis, also Erstkäufer. Folge: Entweder die Platte schlägt voll ein oder wir müssen uns bald wieder von einer ehemals geilen Combo verabschieden. Doch zurück zur Problematik: Einzig “Doomsday“, „When To Are One“ und „Can’t Happen Here“ klingen noch ein wenig nach ATREYU und auch die starke Single „Becoming The Bull“ geht völlig in Ordnung. Die restlichen sieben Tracks sind zwar ganz gut, aber man will es einfach nicht wahr haben, wie sehr an machen Stellen der Pop (Tiefpunkt: „Slow Burn“) und 80er-Hard Rock regiert („Blow“ dürfte eher was für Fans von SKID ROW und MÖTLEY CRÜE sein). Als Fun-Nebenprojekt hätte ich das ja noch akzeptiert, aber so? Den Bonus-Track „Clean Sheets“ (Cover-Version der DESCENDENTS, nur beim Digiback) kann man sich übrigens auch sparen – klingt wie GOOD CHARLOTTE … Fazit: Ähnlich wie STILL REMAINS regiert hier Orientierungslosigkeit und das ist das schlimmste, was einer Band passieren kann. Am Ende bleibt ein großes Fragezeichen.