Stil (Spielzeit): Alternative Rock (57:39)
Label/Vertrieb (VÖ): 22 inc./Soulfood (23.03.2007)
Bewertung: Die ersten beiden Alben bleiben unerreicht (7/10)
Link: www.stone-the-crow.de
Irgendwie hatte es sich angedeutet: Nachdem die Schwaben von Album zu Album immer mehr nachgelassen haben (wenn auch nur minimal), ist ihr neuer Output „Fitting The Pieces“ leider nur noch Durchschnittskost. Damals, 1999, als STONE THE CROW noch beim Major-Label Polydor gewesen sind, hatte ich gedacht, dass sie mit ihrem Debut „Daylight“ ganz groß raus kommen würden. Verdient hatten sie es auf jeden Fall. Noch heute zählt die Scheibe zu meinen absoluten All-Time-Faves. Nur wenige Alternative-Rock-Bands hatten so ein gutes Gespür für Melodien, und vor allem so einen starken Sänger in ihren Reihen wie Marc Zin. Zwar hatte auch der experimentelle, aber durchaus gelungene Nachfolger „Year Of The Crow“ eine Vielzahl an Highlights zu bieten (man höre nur den Über-Hit „Passenger“ – ebenfalls einer absoluten Lieblingssongs), doch spätestens mit „Reduce The Max“ war die Luft dann raus.
So mussten die Fans dann tatsächlich auch fast fünf Jahre auf das neue Werk warten, was meiner Meinung nach tödlich für eine Band ist, die sich gerade eine größere Fan-Base erspielt hatte (schließlich darf nicht jeder 3 DOORS DOWN supporten). Jetzt fangen STONE THE CROW auf dem eigenen Label und neuem Gitarristen quasi von vorne an. Zwar hat sich am Stil nicht viel geändert, doch leider dümpeln einige Songs nur müde vor sich hin. Keine Ahnung, ob es am Ausstieg ihres Gitarristen Hilli liegt, oder ob den Jungs die Band einfach nicht mehr so wichtig ist und ohne größeres Label im Rücken vielleicht auch die Motivation fehlt, aber etwas mehr Dampf hätten die Tracks schon vertragen können.
Zu den fünf Songs (von insgesamt zwölf), die mich als Fan der ersten Stunde voll überzeugen können gehören „Honesty“, „Skin“, „Coming Home“, „Crush“ und das an frühere Glanzzeiten erinnernde „All“. Cool finde ich auch die teilweise an CREED bzw. ALTER BRIDGE erinnernde Gitarrenarbeit. Dem gegenüber stehen aber auch schlaffe Möchtegern-Ohrwürmer wie „Healing“ und „Why“ (sind beim Mix die Gitarren-Riffs verschwunden gegangen?) – da ist spätestens nach dem ersten Refrain die Skip-Taste fällig! Misslungen ist auch der Rausschmeißer „Drive“ (komischer Titel, wenn der Song wirklich null Drive hat). Hier wurde versucht, etwas mehr Atmosphäre zu schaffen, doch leider klingt der bearbeitete Drumsound ziemlich billig und auch die elektronischen Schnipsel wie gewollt und nicht gekonnt. Auch wenn es hart klingt, bei „Drive“ ist so ziemlich jede Idee in die Hose gegangen (mies abgemischte Laut-Leise-Dynamik, überflüssiges Keyboard-Outro), selbst Sänger Marc gibt hier eine schwache Vorstellung ab, was man von ihm nicht gewohnt ist. Auf den ersten drei Alben hätte so eine Nummer keine Chance gehabt! Völlig unpassend finde ich auch das Artwork, welches eher zu einer skandinavischen Power-Metal-Band mit düsteren Fantasy-Texten gepasst hätte, aber da kann man ja noch am ehesten ein Auge zudrücken. Das im Booklet abgebildete rote-schwarze STC-Logo finde ich persönlich zehn Mal cooler.
Klar, „Fitting The Pieces“ ist kein schlechtes Album, vor allem sollte man auch froh sein, wenn deutsche Bands einen Hauch von internationaler Klasse verbreiten, aber ich weiß, dass STONE THE CROW mehr drauf haben als sie uns auf „Fitting The Pieces“ präsentieren.
Meine Kritik ist sicher etwas hart ausgefallen, aber ich habe mir wirklich mehr erhofft als nur ein paar nette Songs. Da die Schwaben für mich aber immer noch zu den hoffnungsvollsten einheimischen Alternative-Kapellen gehören (was auch an der praktisch nicht vorhandenen Konkurrenz liegt), ist mir die Scheibe noch ganz knapp sieben Punkte wert.