Stil (Spielzeit): Psychedelic Rock'n'Roll/Indie (47:03)
Label/Vertrieb: Degaton Records (2008)
Bewertung: 8 / 10 Punkten
Link: www.myspace.com/majorparkinson
MAJOR PARKINSON liefern mit ihrem selbstbetitelten Debut ein durchgeknalltes, frisches und noch nie dagewesenes Rock'n'Roll-Werk ab, das lässt sich während des ersten Hördurchlaufes und mit Beginn dieses Artikels schon sagen. Was SYSTEM OF A DOWN Anfang dieses Jahrtausends fabrizierten, bringen die Jungs aus Norwegen nun auf die nächste Stufe. Um in metaphorischen Rätseln zu sprechen: Die dreizehn Tracks, Intro miteinberechnet, klingen wie ein geisteskranker Zwerg auf dem Höhepunkt seines Zirkusauftritts, angereichert mit etwas Schnaps und Amphetaminen.
Aber davon mal abgesehen: Selten bekommt man solch Ausnahmemusik dargeboten, wie es MAJOR PARKINSON mit ihrem Debut tun. Von Langeweile kann hier keine Rede sein - ausgefeilte, moderne, durchgeknallte und stets treibend rockige Songstrukturen sind bei MAJOR PARKINSON der Stoff, aus dem die Rock'n'Roll - Träume des kommenden Jahrzehnts gestrickt sind.
Viele Band-Musiker bereichern sich dieser Tage neuer und unkonventioneller, oftmals elektronischer Mittel, um sich und die Rock-Musik neu zu definieren. Eine Katze, die sich oftmals in den eigenen Schwanz beißt, wenn man sich dann der unausweichlichen Frage der Schubladisierung stellen muss. Dass dies jedoch auch anders geht, beweisen die Norwegen von MAJOR PARKINSON mit ihrem Debut. Sich selbst als Band zu definieren und die Konventionen "traditioneller" Rockmusik in Frage zu stellen, daraum geht es auch in dieser guten Dreiviertel Stunde Musik. Neue Wege einschlagend geben die
Jungs aus Norwegen einen guten Schuss Rock'n'Roll, ein Prise Indie, eine Nuance Psychedelic Rock, sowie einen Hauch von Pop zum Besten, alles in den Mixer geworfen und ordentlich verrührt. Eine gelungene Symbiose, die jeden Song der Platte in einem komplett neuen Licht erstrahlen lässt, ohne den typischen und etwas geisteskranken Faden der Band aus der Sicht zu verlieren. Ein psychedelisch beschwöhrender Sänger, welcher mit seinem oftmals tiefen Sprechgesang an den SYSTEM OF A DOWN - Vocalisten zu erinnern scheint, eine inspirierte, altbackene aber trotzdem modern klingende Gitarren-Arbeit, sowie der rege Einsatz hoher und etwas durchgeknallt klingender Background-Vocals, diese Zutaten
bilden das klangliche Kleid von MAJOR PARKINSON. Um die Vielseitigkeit dieser Band angemessen zu vermitteln, sind besonders die Tracks "Bicycle!", "Meat Me In The Disco", sowie "197" als Hörproben zu empfehlen. Letzteres glänzt vorallem durch seine etwas abgehobene und poppig wirkende Atmosphäre, so dass man mit Beginn des Main-Riffs zu glauben scheint, einer weiteren Pop-Punk-Combo auf dem Weg in die glattpolierten Charts lauschen zu dürfen. Mit der Strophe allerdings wird der Hörer ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht - abgefahren, kurzweilig und allzeit überaus inspiriert.
MAJOR PARKINSON sind das neue Schwarz.
Wer auf Rock'n'Roll, erdigen Rock oder Indie steht, wem jedoch bis dato die meisten Releases jener Genres zu glattpoliert und nüchtern klangen: MAJOR PARKINSON = Pflichtprogramm. Mit ihrem frischen Mix aus so ziemlich sämtlichen Rock-Genres schaffen es die Jungs aus Bergen gänzlich zu überzeugen. Eine gehörige Portion Wohlwollen gehört wahrscheinlich auch hier während des ersten Durchlaufs dazu, dafür klingt der anfänglich recht gewöhnungsbedürftige Musikmix wohl recht
eigen, für manche vielleicht eine Spur zu eigen. Sobald die Songs allerdings gezündet haben, machen sie Spaß ohne Ende - Der Hörer kann sich auf tolle Hooks, erdige Riffs und ausgefeilte Licks freuen. Die perfekte Musik für einen feucht-fröhlichen Kneipenabend. Bleibt nur noch zu sagen: Kaufen. Ab auf die Piste. Sich gehen lassen. Respekt für ein tolles Debut.