Stil (Spielzeit): Post-Grunge, Alternative, Psychedelic (56:36)
Label/Vertrieb (VÖ): Nois-O-Lution/Indigo (06.11.09)
Bewertung: 8/10
Links: www.scumbucket-music.com, www.myspace.com/scumbucketmusic
SCUMBUCKET gelten weithin als die Band, die ein paar Schritte schräg hinter BLACKMAIL im Halbschatten steht. Härter, rauer und dreckiger kann die nach einem in einer Dokumentation vorkommenden Pferd benannte Band weniger Veröffentlichungen vorweisen und ist auch kommerziell eher mäßig erfolgreich – ein echtes Nebenprojekt von Bandkopf Kurt Ebelhäuser eben. Sie kann aber zu den stärksten einheimischen Vertretern der Indie-Rock Szene der Neunziger gezählt werden.
Zum zehnjährigen Bestehen wollte die Band 2007 ihr vergriffenes Debütalbum „Heliophobe" komplett neu eingespielt und produziert wiederveröffentlichen. Nicht zuletzt wegen Ebelhäusers Hauptband und seinem Status als mittlerweile einer der vielbeschäftigsten Indie-Rock-Produzenten verzögerte sich die Realisierung des Plans um satte drei Jahre. Vielleicht lag es am Rauswurf von Aydo Abay aus BLACKMAIL und der damit verbundenen Bandpause, dass nun der nötige Zug in die Sache kam.
In der Originalbesetzung von 1996 mit Kurt Ebelhäuser an Gitarre und Mikrophon, Michael Fritsche am Schlagzeug und Dylan Kennedy am Bass setzte man das vorher nur Angedachte aufwändig um: ein, wie Dylan Kennedy sagt, „super digitaler Hau-dich-weg-Sound", einige komplett neue Gesangsmelodien und Instrumentalpassagen und teilweise neue Textzeilen sollten aus „Heliophobe" die aufgemotzte Reinkarnation „Heliophobia" machen.
Vor 13 Jahren hatten sie das Album in etwa 15 Stunden dahingerotzt und waren dann noch auf die schräge Idee gekommen, die 24-Spur-Aufnahmen auf ein 8-Spur-Gerät zu kopieren, um Platz für noch mehr Gitarrenspuren zu haben. Das Ergebnis waren tolle Songs mit matschigem Sound.
Mit besserem Equipment und Ebelhäusers zwischenzeitlich erworbenen Produzentenqualitäten wurde jetzt der Sound bei aller breit angelegten Gitarrenlastigkeit verfeinert. Die Riffs sind immer noch rau, aber nun auch angemessen saftig und – das ist neu – auch in den vielen Details wahrnehmbar. Überhaupt gewinnt gerade die manchmal bis in psychedelische, verträumte Momente abgleitende Melancholie – der zweite große Fixpunkt – durch verbesserten Gesang und neu arrangierte Keyboard-Parts enorm. Die ehemals nur ruhigen Stellen sind jetzt ruhig und sehr intensiv.
Natürlich musste zu dieser Neufassung auch ein neues Cover auf Basis des alten her. Das in einem Wettbewerb ermittelte Gewinner-Artwork ziert nun das ausfaltbare Booklet, in dem weitere Entwürfe zu sehen sein sollen (mir liegt nur die abgespeckte Promo-Ausgabe vor).
Vier Jahre nach „Kiss Than Kind", dem letzten und etwas feinsinnigeren Album, bringt „Heliophobia" das krachige Anfangswerk von SCUMBUCKET ehrenvoll und verfeinert zurück ins aktuelle Indie-Rock-Geschehen. Deshalb sei „Heliophobia" gerade auch jenen empfohlen, die vor dreizehn Jahren keine Notiz von SCUMBUCKET nahmen oder nehmen konnten. Wer gefallen daran findet, kann sich dann auf das bereits für 2010 angekündigte nächste Album freuen, welches wahrscheinlich wieder die traditionelle Verschiebung erfahren wird... Könnte ich verschmerzen, wenn es wieder so eine tolle Platte wird.