Stil (Spielzeit): deutschsprachiger IndiPop /Hamburger Schule (34:04)
Label/Vertrieb (VÖ): Motor/Warner (31.03.06)
Bewertung: 7/10
Link: http://www.schrottgrenze.de/
Ja, auch dieses Review beginnt damit, dass die Band bei weitem nicht so schlecht wie ihr Name ist.
Eine Band die SCHROTTGRENZE heißt, vermutet man normalerweise in Deutschpunkgefilden – und nicht unbedingt in guten! Glücklicherweise bietet „Chateau Schrottgrenze“ aber etwas ganz anderes an. Mit ihrer fünften Platte sind sie so weit von Punk entfernt wie noch nie. Es fallen mir eher Namen wie TOMTE, BLUMFELD oder KETTCAR (z.B. bei einem Satz wie: „It doesn`t matter if we all die“ ist ein Satz, an den ich glaub`- aus „Staub“) ein.
Nur findet sich im Gegensatz zu den Grand Hotel Van Cleef-Kollegen keinerlei Reibung in der Stimme. Die ist bei SCHROTTGRENZE eher sehr klar. Ab und zu hört man ihnen allerdings ihre Punkvergangenheit in den Songs an, aber nur in ganz kleinen Dosen – eben das kleine bisschen Schmutz, was einen guten Popsong richtig veredelt. Und Popsongs sind das auch auf diesem Album. Elf Stück an der Zahl. Manche sehr getragen, atmosphärisch und klimpernd, andere etwas schneller und raubeiniger (z.B. „Kongress“). Zusätzlich scheint jemand der Band zum Geburtstag eine Kiste mit fremdartigen Instrumenten geschenkt zu haben, die sie nach Lust und Laune ausprobiert haben um sie dann dezent in die Songs mit einzuflechten.
Wahrscheinlich gelingt einem der beste Zugang über die deutschen Texte. Allerdings liegen die mir leider nicht schriftlich vor und würden vermutlich auch noch wesentlich mehr Zeit zum Entschlüsseln und Interpretieren benötigen. Ähnlich wie bei den oben genannten Bands, hat man auch hier meist nicht wirklich eine Ahnung, worum es geht. Aber irgendwie schnappt man immer wieder Sätze oder ein Gefühl auf, die einem gefallen, die man sich auf`s T-Shirt schreiben möchte. Ok, wenn man mit solchen Texten nichts anfangen kann, klingt das alles dann auch recht schwülstig. Ich höre schon die ersten Rufe „Dämlicher Germanistikstudenten Scheiß!“, aber das wird die Band wohl kaum noch stören.
Das Album ist in sich sehr gelungen und homogen. Ich schätze, die Band wird mit sich selbst zufrieden sein können, da sie sich damit wirklich nicht hinter den anderen Größen des Genres verstecken zu brauchen. Ich denke, mit dem „Chateau“ sind SCHROTTGRENZE in der ersten Liga des deutschsprachigen Indi(schrammel)Pop angekommen. Aber Vorsicht, im ersten Moment kann das ganz schön verkopft und zeitgleich etwas zu süß klingen. Ich brauchte zumindest zwei, drei Anläufe bis ich mich drauf einlassen konnte. Aber jetzt mag ich es und lasse mich gerne auf die Reise mit diesen vielen Bildern mitnehmen.