Stil (Spielzeit): Indie Rock (17:13)
Label/Vertrieb (VÖ): Imbue Records (25.12.09)
Bewertung: 5 / 10
Link: http://www.myspace.com/siamesefightingfishdk
Klingt interessant… Das dachte ich mir zumindest bei meiner ersten Begegnung mit diesem außergewöhnlichen und vielversprechenden Bandnamen, der mich doch sehr neugierig machte auf das, was die mittlerweile zweite EP der dänischen Formation so musikalisch zu bieten hat. Gute Referenzen kann das Sextett ja vorweisen. Erst wurden neben der Band als solches auch gleich sowohl Drummer Villads Ettrup Berg als auch Sänger Mirza Radonjica von der Jury des dänischen Melody Maker Contests als Gewinner der jeweiligen Kategorien auserkoren. Dann holte man sich für die Aufnahmen zur ersten EP mit Flemming Rasmussen, der schon für METALLICA an den Reglern stand, einen namhaften dänischen Producer ins Boot. Nachdem man im laut eigener Aussage meistbesuchten Webzine Dänemarks zwischendurch auch zur „Band of the week“ gekürt wurde, einige Gigs im Ausland absolvierte und FUNERAL FOR A FRIEND auf Tour begleitete, kam dann der Ritterschlag. Die Zuschauer eines von MTV auf die Beine gestellten Wettbewerbs wählten SIAMESE FIGHTING FISH zur am besten geeigneten Band, um mit dem chaotischen SYSTEM OF A DOWN-Ableger SCARS ON BROADWAY die Bühne zu teilen. Was für eine Erfolgsgeschichte! Also zumindest national scheinen die sechs jungen Männer ja mächtig abzuräumen. Und jetzt, wo der Erfolg offenbar auch noch im Begriff ist, über die Landesgrenzen zu schwappen, schien mir der Zeitpunkt gekommen, ein Ohr riskieren zu müssen.
Klingt uninteressant... Das war dann leider mein erster Gedanke, als ich mit erwartungsvoller Vorfreude den Silberling endlich in meinen Player schob. Lässt der Name und die Verstrickung mit solch außergewöhnlichen Gruppierungen wie SCARS ON BROADWAY doch auf etwas Abgedrehtheit und Individualität hoffen, so musste ich leider feststellen, dass SIAMESE FIGHTING FISH klingen wie jede zweite Alternative-Band im Fahrwasser von INCUBUS. Eigentlich könnte man noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, SIAMESE FIGHTING FISH klingen exakt wie INCUBUS. Nur ohne DJ. Dafür mit etwas härteren Gitarren. So als hätten die Jungs von INCUBUS dem armen Chris Kilmore seine Turntables weggenommen und Saitenzupfer Mike Einziger durch Stephen Carpenter von den DEFTONES ersetzt, der sich auch gleich durchsetzen konnte und die Meute ein wenig aufgemischt hat. Um auf den Shows mit SCARS ON BROADWAY nicht negativ aufzufallen und das Publikum von sich zu überzeugen, hat man dann noch ein wenig musikalischen Unterricht bei SYSTEM OF A DOWN genommen, was sich aber hauptsächlich auf das Songwriting auswirkte.
Und jetzt haben wir den Salat. Leider wird kaum etwas von der chaotischen Energie verkörpert, welche ich mir erhofft hatte. Das Gejaule des Sängers hab ich vorher schon tausendmal in exakt derselben Qualität und Ausprägung gehört und es hat mir vorher auch schon tausendmal mißfallen. So ein richtig eingefleischter Indie- und Alternative-Fan mit Hang zu etwas härteren Rock-Klängen wird eventuell applaudieren. Da will ich ihn ja auch gar nicht von abhalten. Wer hingegen nach Originalität und frischem Wind im Radio-Sumpf sucht, sei jedoch vor Althergebrachtem und einem lauen Lüftchen gewarnt. Das übliche Gitarrengedudel zu chilligen Bassläufen und einem simplen Schlagwerk wird zwar immer wieder von etwas härteren Schrammel-Parts aufgelockert, zu denen auch regelmäßig wie am Spieß geschrien wird, doch bleibt der unweigerliche Bewegungsdrang meist aus. Lediglich im dritten der vier Tracks, dem leicht herausstechenden „Chronicle of lovers“, fühlte ich mich partiell richtig mitgerissen. Und wo wir gerade bei „reißen“ sind: Dieser Song vermag auch die ganze Scheibe in meinen Augen rauszureißen, stellt er doch immerhin ein Viertel des gebotenen Inhaltes dar. Die anderen Tracks hingegen bieten mir persönlich einfach zu wenig Innovation und können daher noch immer keinen Indie-Fan aus mir machen. Solche, bei denen dies bereits geschehen ist, sollten vielleicht mal bei SIAMESE FIGHTING FISH vorbeischauen – Ihr könntet positiv überrascht werden...