Eftwyrd - s/t (mcd)




Stil (Spielzeit):
Black / Folk Metal (18:17)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenprod. (Mai 2010)
Bewertung: 8 / 10

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MUNARHEIM hatten nicht nur mich im letzten Jahr mit einer feinen Debüt-EP im Black / Folk-Bereich überzeugt. Nützte nix. MUNARHEIM wurde schon wieder abgerissen. Hier waren möglicherweise eher die geographischen als musikalischen Differenzen ausschlaggebend.

Was die Coburger machen, weiß ich nicht; die Kieler Fraktion, das Duo Braun  (git / voc)  & Vardeh (violine / bass) macht unter dem Namen EFTWYRD weiter…

Und das machen sie stilgerecht; das geht mal gleich beim makellosen Artwork in Sepia des Dipi-Packs los. Sehr schön auch, dass von den vier Stücken drei vertonte Gedichte deutscher Hochliteratur sind, auch wenn man wie üblich ohne Textbeilage kein Wort versteht. Von Nikolaus Lenau „Herbstentschluss“, Joseph von Eichendorffs „Die Nacht“ sowie von Chr. Fr. Hebbel „An den Tod“. Da lacht das Germanistenherz. Und untersucht gleich mal Brauns Eigenkreation  „Wie tausend Ketten“ auf Versmass und Stilfiguren… War nur Spaß!

Thematisch geht’s wie im Biedermeier und der Romantik üblich um Natur und Innerlichkeit. Was MUNARHEIM auszeichnete, gilt auch für die Nachlassverwalter. Frostig-fieses Black Metal Geschredder vs. melodiöse Akustik- und Violinen-Schönheit. Neu ist das nicht. Na und? Hauptsache gut. Wichtig vielleicht, dass die Violine nicht exklusiv folksy fiedelt, sondern offenbar auch klassisch, besser gesagt: romantisch angehaucht ist. Vardehs Spiel allein garantiert schon einen Wiedererkennungswert. Und macht einen wesentlichen Reiz aus.

Da Sebastian Braun auch vorher schon alleinverantwortlicher Songschreiber war, sind die Stärken MUNARHEIMs präsent geblieben: gutes Gespür für Dramatik und schlüssige Strukturen. Was EFTWYRD sogar noch etwas über MUNARHEIM erhebt: der klebrig-pathetische Klargesang ist mit MUNARHEIM untergegangen: dadurch wirken EFTWYRD schlichter, eleganter, aber auch härter und kälter. Fein, das.

Vielleicht könnte man noch etwas mehr Abwechslung schaffen, wenn der BM-Anteil nicht (fast) permanent unter Vollgas dargereicht wird. Das Schema: Akustisch = langsam, Black Metal = schnell ist zwar naheliegend, aber etwas mehr Heavyness durch schwarz-doomige Parts wäre vielleicht belebend. Das merkt man gerade beim fulminanten Einstieg. Das ist für einige Momente extrem schön, extrem schwer. Solche Passagen sollten öfter gestreut werden. Egal: für Freunde von WYRD, HELVETO etc. und Leute die Klassik, Folk & Black Metal hören sind die Kieler sicher eine Bereicherung des Arsenals.

p.s.: Die beiden suchen übrigens Basser und Drummer…