Stil (Spielzeit): Symphonic Black/Death Metal (46:36)
Label/Vertrieb (VÖ): Terrasound Rec./Twilight (13.11.10)
Bewertung: 7,5/10
Link: http://www.myspace.com/obsidianchamber
Eerie und Aenima – so nennt sich das Duo OBSIDIAN CHAMBER aus Wien. Es gibt wohl Ehemalige und Live-Mitglieder, doch für die komplette Musik der zweiten Scheibe ist dieses Mal Eerie zuständig. Einzig ein paar Texte und der Gesang gehen auf das Konto von seinem Kumpel Aenima. Wenn da mal nicht gemogelt wurde.
Ein Streichquartett im Schweinestall – wer auf dem Bauernhof aufgewachsen ist, könnte im Intro dramatisch-klassisch ummalte Kindheitserinnerungen bekommen. Dann wird's schwärzer. In guter alter DIMMU BORGIR-Manier fährt der Todeszug von der Tierfarm weg. Mit verhaltenem Geklimper geschmückt hacken sich die Stakkato-Riffs ins Gebein. Dabei merkt man schnell, dass aber auch Wert auf schöne Melodien gelegt wird, was in harmonischen Leads oft über dem Ganzen schwebt.
Im Titelstück schwingt gewisse Melancholie mit, die immer wieder die aggressiven Parts ausgleichend begleitet. Dazu gesellen sich öfter Passagen, die mich in ihren Harmonien fast an Neoklassik erinnern – egal, welche Saiten gerade bearbeitet werden. Sehr schön kann man dies in dem Song „Fleischherrens Tochter" betrachten bzw. behören. Als die gestorbene Tochter unter dunklen Umständen wiedererweckt wird, häckselt sich brutale Raserei durch die Hirnrinde. Und doch gibt es einen groovigen Chorus, der gegen Ende abgelöst wird von einem Ausflug, der fast in die italienische Richtung von RHAPSODY OF FIRE geht. Auch wenn jetzt mancher zunächst angewidert die Ohren verdreht, so klingen die melodisch frickeligen Stückchen unter dem gesamten schwarzen Umhang düster genug, um einen Satansbraten zufrieden zu stellen. Es muss ja nicht immer so schräg und fies zugehen wie bei AVERSE SEFIRA, auch wenn einige dort eher den wahren Black Metal ansiedeln würden.
Interessant zu erwähnen ist auch, dass die Österreicher ihre Lyrics auf Deutsch und Englisch verfassen. Dies hängt allerdings nicht vom Texter ab. An dieser Stelle fällt mir abermals auf, wie gut sich die deutsche, harte Sprache eignet, drastische Geschichten zu erzählen. Vielleicht fällt es mir auch nur auf, da ich beim Zuhören deutlich mehr verstehe.
Wie dem auch sei, auf klassische Anspielungen wird jedenfalls nach eigener Aussage Wert gelegt, wie das Outro im Stile Bachscher Kammermusik mit Cembalo deutlich zeigt.
Ja, heftige Blackie-Riffs findet man je nachdem woanders besser und neuklassisches Gitarrenspiel beherrscht Jeff Loomis auch ziemlich gut. Allerdings ist die hier vorliegende Mischung aus Härte und Harmonie sehr schön anzuhören. Auch wenn gegen Ende des Albums vielleicht ein wenig die Ideen ausgehen, macht dieses Scheibchen harmoniebedürftigen Dunkelgeistern bestimmt Spaß.
Manuel
"Größtenteils harmlos."