http://www.myspace.com/vesperscum
Von Hexen und Huren… Irgendwie muss ich bei dem akustischen Genuss der Platte stets an dieses berühmte Bild denken, welches, abhängig von der Interpretation des Betrachters, entweder ein junges Mädchen oder aber eine alte Frau zeigt. Warum? Nun ja, die drei wilden Jungs aus Italien, welche sich im Jahre 2008 zu einer Metalkapelle mit dem schönen Namen VESPER zusammengeschlossen haben, weisen ähnliche Identifikationsschwierigkeiten auf wie besagtes Bild. Da gibt es zum einen die dunkle, alte, hässliche Seite, welche sich in der Musik des Trios in Form von rauhem, schnörkellosem Blackmetal bemerkbar macht und auf eine misanthropische und pessimistische Grundhaltung schließen lässt. Zum anderen ist da jedoch auch noch diese junge, wilde und anstößige Seite, welche von den Jungs in zwar ebenfalls recht rauh und schnörkellos gestaltetem, jedoch deutlich weniger pessimistischem Rock’n’Roll ausgelebt wird. Die Verschmelzung dieser Seiten findet leicht eine Basis in der in beiden Musikstilen ähnlich ausgeprägten Antihaltung und bildet somit einen rotzig-finsteren Bastard mit erhobenem Mittelfinger. So wird es vermutlich klingen, wenn Satan mal so richtig Party macht.
Nun ist VESPER natürlich nicht die erste Band, die sich an diese Kombination wagt. Schon Formationen wie IMPALED NAZARENE oder DARKTHRONE haben sich derartiger Mucke früher oder später verschrieben. Und doch gibt es gewisse Unterschiede zwischen VESPER und den beiden eben erwähnten Gruppierungen. Letztere zeichnet sich, wenn auch manch eingefleischter Fan der ersten Tage das anders sehen mag, durch eine ernstzunehmende Präsenz verfeinert mit einer ordentlichen Portion Coolness aus, während die erstgenannte Kapelle durch ausgefallenen und derben Humor besticht. Das italienische Trio hier hingegen wirkt leider einfach nur aufgesetzt, ideenlos, unausgereift und weder lässig bösartig noch finster schelmisch. Was die Jungs auf ihrem ersten veröffentlichten Longplayer zum Besten geben, ist leider weder Fisch noch Fleisch geworden. Der Wille war ja wohl da, wie schon der Albumtitel „Possession Of Evil Will“ verrät, doch die Umsetzung und wohl auch schlicht und ergreifend das musikalische und songwriterische Können der Truppe lässt noch stark zu wünschen übrig.
Es geht zwar noch deutlich schlechter, wie die Holländer von HERETIC kürzlich mehr oder weniger eindrucksvoll bewiesen haben, doch muss man sich ja nun nicht unbedingt an den ganz schwachen Konkurrenten messen. Und verglichen mit den etwas neueren Scheiben von SATYRICON oder eben DARKTHRONE wirkt diese Veröffentlichung leider mehr als belanglos. Dass sich der Sound lächerlich drucklos und nur sehr oberflächlich abgemischt gestaltet, verwundert in diesen musikalischen Gefilden selbstverständlich nicht sonderlich und somit möchte ich mich darüber auch nicht weiter beschweren. Dass die Instrumente jedoch auf scheinbar immer die selbe Art und Weise malträtiert werden, ohne wenigstens ab und zu mal von dieser Linie abzuweichen, stört da schon viel mehr. Hat man erst einmal über den miesen Sound hinweggesehen, dann kann man sich durchaus mal verleitet fühlen, zu den Klängen von VESPER mit dem Kopf zu nicken, da die Geschwindigkeit überwiegend recht rhythmisch gehalten wurde und nur selten in blastende oder gar schleppende Gefilde abgleitet. Diese Kopfnickermotivation vergeht einem jedoch leider mit der Zeit etwas, da die elf Tracks auf „Possession Of Evil Will“ mit nur ganz wenigen Ausnahmen doch alle gleich zu klingen scheinen.
Hierzu trägt zum einen das etwas langweilige, da recht monotone Geröhre des Frontmannes bei, zum anderen wohl auch die Simplizität der Riffings und Drumlines. Also sonderlich schwer nachzuspielen dürfte das Album nicht sein. Das tut der grundlegenden Eingängigkeit natürlich erst einmal gut. Da es jedoch stark an Langzeitmotivation mangelt, hilft dies leider auch nicht viel. Alles in allem ist „Possession Of Evil Will“ also ein relativ überflüssiges, wenn auch nicht komplett miserables Scheibchen geworden, welches in jeder Hinsicht noch sehr viel Luft nach oben gelassen hat. Von Satan hätte ich auf alle Fälle mehr Party erwartet...
Stil (Spielzeit): Black’n’Roll (39:44)
Label/Vertrieb (VÖ): Düsterwald Produktionen (17.12.10)
Bewertung: 4 / 10