Stil (Spielzeit): Avantgarde Black Metal (54:01)
Label/Vertrieb (VÖ): Indie Rec./Soulfood (12.11.10)
Bewertung: 9/10
Links: http://www.solefald.no
http://www.myspace.com/solefald
Wer sind SOLEFALD?
Wer die zwei Herren Cornelius Jakhelln und Lars Nedland (aka Lazare) wirklich nicht kennen sollte, für den erwähne ich nun Bands, in denen die beiden sonst noch tätig sind. Ersterer unter anderem bei STURMGEIST, letzterer zum Beispiel bei BORKNAGAR. Das sind ja nicht die schlechtesten Referenzen. Und da die Jungs so kreative Köpfe sind, gibt es jetzt schon ihre siebte Scheibe zu hören.
Lange Rede kurzer Sinn: Wer sehr open-minded an Musik herangeht, der kann weiterlesen und möglichst schnell reinhören.
Wie der Titel sagt, geht es um die nordische Lebenskunst, wobei die beiden Künstler sich inhaltlich an dem Norwegen des frühen 19. Jahrhunderts orientieren, an Sagen und Mythen, die bis ins Mittelalter hineinreichen. Ein kaltes Land wird erkundet. Und so klingt auch „Song Til Stormen“. Teils akustisch, ruhig, mit folkloristischen Gesängen wird der Sturm heraufbeschworen. Im folgenden Titeltrack kommt der Sturm dann. Fast mit Industrial-Sound kriecht der böse Black Metal aus den Tiefen des unerforschten Landes. Immer wieder wird klarer, hoher Männergesang mit unheilvollem Krächzen übereinander gelegt. So ergibt sich manchmal ein Chaos, das durch nicht allzu verworrene Melodien wieder gelichtet wird.
Mit dem Titel des dritten Songs wird es schwierig. „Tittentattenteksti“ sagt für mich so viel aus, wie eine wild gewordene Frau in dem Stück auch singt, nämlich kreischend so ähnlich wie „rattatta-tittittitt-uabaluba…“. Hier wird der Gesang manchmal als zusätzliches Rhythmusinstrument verwendet. Krass verzerrte Gitarren mit einer Hammond Orgel im Hintergrund – wenn mich nicht alles täuscht – verbinden sich mit merkwürdig anmutenden Vocals in schönen Harmonien zu einem Tanzstück.
Auch wenn „Stridlsjod (Blackabilly)“ zu Beginn wie ein Zauberspruch für Kinder daherkommt, wird auch hier hauptsächlich die musikalisch harte Keule herausgeholt, die sich in Blastbeats die volle Dröhnung gibt. Dafür könnte das anschließende „Eukalyptustreet“ auf ULVERs Pfaden wandeln. Zart verträumte Saxophonklänge, Flüstergesang, verspieltes Piano, all dies ist mehr vertonte Natur als Jazz. Aufgebauscht von Chören und treibenden Drums entfaltet das Stück seine ganze Energie, die am Ende mit dem Saxophon wieder einschläft.
„Vitets Vidd I Verdi“ eröffnet mit den häufiger vorkommenden elektronisch klingenden Black Metal-Sounds, bringt mitreißende Chöre mit sich, baut in der Mitte einen klasse wippenden Saxophon-Part ein und kann auch hier nicht auf eine wilde Frauenstimme verzichten.
Der drittletzte Song vereint in extremer Form, was das ganze Album ausmacht. Drastische Wechsel von heftigem Geballer mit extrem gemütlichen Passagen verschiedener Couleur. Symphonisch bösartig wie LIMBONIC ART, dann wieder Wikinger-Folklore wie bei GALAR, SOLEFALD kann man kaum vergleichen und einordnen. Das macht ihre Musik aber auch extrem spannend, nicht einfach, immer wieder überraschend und für manchen vielleicht auch anstrengend.
Kurz vor Schluss gibt es noch einen dritten Teil der „Island-Odyssee“, die vorher zwei ganze CDs beinhaltete und hier in einem Song weitergeführt wird. „Til Heimen Yver Havet“ – nach Hause über das Meer – der Sturm ist vorbei. Der Kreis schließt sich, der Schlusstrack, mit Orgelklängen versehen, ist ein ruhiges Erzählstück, das sich an die folkloristischen Gesänge des ersten Songs anschließt. Eine runde Sache also – aber nichts für Puristen oder Scheuklappenträger.
Manuel
"Größtenteils harmlos."