Alghazanth – Vinum Intus

Alghazanth_Vinum_Intus

Stil (Spielzeit): Black Metal (54:41)
Label/Vertrieb (VÖ): Woodcut Rec. (01.01.11)
Bewertung: 8/10

Links: http://www.alghazanth.com

Da sind die Finnen wieder. Vor knapp drei Jahren begeisterten sie mit ihrem melodischen Black Metal, der für Puristen aufgrund des starken Synthie-Einsatzes nicht gerade anziehend wirkt. Die Okkultisten aus dem Norden Europas haben nun in ihrer schon langen Band-Historie ihr mittlerweile sechstes Studioalbum aus dem Nietenärmel gezaubert. Ob man nach „Vinum Intus" tatsächlich betrunken ist, soll jetzt festgestellt werden.

Bedrohlich brodelt die schwarze Hölle, Goat Tormentor kreischt dazwischen, diabolische Riffs und Synthies erheben sich langsam – die Stimmung stimmt. Gleich im Opener „A Living Grave" zeigen sich ALGHAZANTH von ihrer besten Seite. Ein rauer Eintopf wird mit Keyboard-Melodien aufgepeppt und das altbewährte rasende Bearbeiten von Saiten und Schlagwerk tut seinen Zweck.
Wo zu Beginn noch verschiedene Facetten ausgelotet werden, bringt das folgende „With A Thorn In Our Hearts" gleich die Mitsumm-Melodien auf den Tisch, die z. B. in „Rain Of Stars" des letzten Albums zu finden waren. Ein Novum ist hier der Einsatz wunderschöner Streicherharmonien, die sich sehr echt anhören, auch wenn ich nirgends Hinweise auf einen Cellisten oder eine Cellistin feststellen kann. Eingestreute Chor-Elemente erweitern die Erhabenheit der Dunkelheit.
Nachdem man sich schon einiges an Geschredder und Geschrei zu Gemüte geführt hat, kommt ziemlich genau in der Mitte der Scheibe ein kurzes Intermezzo. Ein Erzähler mit Stimmbandproblemen wird auf seiner Höhlenwanderung begleitet von einem kleinen Chor, minimalem Orgeleinsatz und dem Taktgeber mit der Trommel in der Hand.
Das anschließende „Wine Within" soll weniger auf ein Besäufnis hinweisen, als auf die Wandlung von Wasser zu Wein und metaphorisch auf Himmelskörper, Edelmetalle und ähnliches. Ein Hinweis auf das mysteriöse, mystische Coverbild sei an dieser Stelle auch erlaubt.
Das schlichte akustische Intro in „For Thirteen Moons" führt die Gedanken in die eisigen Landschaften Finnlands, karge Weiten, wenig Licht und eine Selbstvergessenheit, die sich in der gemächlichen Schwermut des kalten Klangs wieder findet. Im Abschlusstrack „The Way Of The Scales" finden dann nochmals alle Momente zusammen, von frostigem Hackbrett bis zu gefühlvollen Klangwelten.

Anders als die schwer orchestralen DIMMU BORGIR setzen ALGHAZANTH ihre synthetischen Streicher zwar auch flächendeckend ein, und doch wirken sie oftmals weniger aufdringlich.
Im Nachhinein hätte ich das letzte Album vielleicht einen Punkt tiefer eingestuft. Einerseits fallen dieses Mal die Songs noch länger aus und ein wenig Straffung würde die Spannung besser aufrechterhalten. Andererseits kann man neue Elemente entdecken, obwohl die Jungs ihrem Sound und ihren Schwarzwurzel-Hymnen treu bleiben. Deshalb gibt's die gleiche Punktzahl wie letztes Mal, auch wenn ich es einen Tick höher einstufen würde. Aber wem die melodische, schwarze Bowle schmeckt, der sollte sich sowieso nicht um Punkte scheren. Ach ja, und in Bezug auf den Anfang: Melancholisch, hässlich-schön zwiegespalten kann man sich mit „Vinum Intus" ganz gut musikalisch betrinken.
Manuel

"Größtenteils harmlos."