Danishmendt - Un Passé Aride Tipp

passearide

Stil (Spielzeit): Noise / Ambient / Black Metal (62:29)
Label/Vertrieb (VÖ): Cold Void Emanations / Odio Sonoro (September 2010)
Bewertung: 8/10
Link: Bandhomepage

Mal angenommen, man müsste mit richtig schlimmen Schmerzen zum Zahnarzt. Dort angekommen, weist eine blecherne Computerstimme den Weg durch einen weißen, kahlen Gang in einen unterirdischen Raum aus Edelstahl, kalt beleuchtet und leer bis auf einen wuchtigen Zahnarztstuhl aus schwarz glänzendem Metall. Kaum hat man mit einem mulmigen Gefühl Platz genommen, erscheint ein hagerer Mann, dessen Gesicht vollständig vom Mundschutz bedeckt ist. Stumm beugt er sich über den Patienten und beginnt zu bohren. Er bohrt und bohrt und bohrt... So klingen DANISHMENDT.
Das klingt sehr unangenehm, ich weiß. Aber die Franzosen versuchen auf ihrem dritten Album „Un Passé Aride“ wirklich alles, damit sich der Hörer unwohl fühlt. Einem Genre lassen sie sich dabei kaum zuordnen: Black Metal, Industrial, Doom, Noise, Ambient – alles ja und nein. Obwohl man gelegentlich an Neurosis, Cult Of Luna und Konsorten denken muss, passt selbst die Vorsilbe „post“ nicht, denn DANISHMENDT beweisen, dass auch diese Einordnung doch nur Phrase und Notnagel ist – und sie selbst schon einen Schritt weiter. Post post, sozusagen.

Riffs lassen sich kaum ausmachen, die Songs, bis zu 15 Minuten lang, leben meist von dissonanten Akkordfolgen, die nur gelegentlich eine Nähe zum Black Metal vermuten lassen, ähnlich wie die seltenen Ausflüge vom Midtempo in Richtung Blastbeats. Dann wieder reicht es DANISHMENDT, den Hörer über Minuten mit ein paar Tönen zu quälen und eine weltraumkalte Stimme zu samplen, die was von Schmerzen erzählt – dagegen sind die sparsam gesetzten Ausbrüche richtig entspannend. Und über allem: Schreigesang, der lang gezogene Silben rauspresst wie der Patient auf dem Zahnarztstuhl.

„Un Passé Aride“ ist also weniger ein Album als vielmehr ein Trip, und zwar einer von der ganz fiesen Sorte, der mit negativsten Emotionen spielt: Verzweiflung, Einsamkeit, Selbsthass und auch Langeweile. Wer so was mag, ist bei DANISHMENDT goldrichtig. Labile Persönlichkeiten sollten sich den Kauf von „Un Passé Aride“ aber gut überlegen.
Helge

Death Metal, Thrash Metal, Black Metal: immer gerne. Kann ich den ganzen Tag hören. Die störrische Art, unpolitisch sein zu wollen, nervt mich aber an der Metalszene – dabei ist doch alles politisch, auch Schweigen. Für Musik mit Haltung zieht es mich immer wieder zum Punk, vor allem zu melodischem US-Punk und Riot-Grrrl-Sound. Gleichzeitig habe ich einen sweet spot für 80er-Hair-Metal und für vieles, was mich in den 90ern musikalisch sozialisiert hat.

Bands

Amorphis, Amyl And The Sniffers, Bad Religion, Brutus, Cinderella, Dool, Entombed, Gggolddd, Gorefest, Grave, Guns n' Roses, Hail Spirit Noir, Iron Maiden, King Buffalo, Megadeth, Mötley Crüe, My Dying Bride, Obituary, Prong, Sodom, Solbrud, Spectral Wound, The Great Old Ones, Valborg, War On Women, White Ward, ZZ Top, ...

Prägende Alben

AC/DC - Let There Be Rock
Aerosmith - live! Bootleg
Amorphis - Tales From The Thousand Lakes
Bad Religion - Suffer
Benediction - Transcend The Rubicon
Bruce Springsteen - Nebraska
Death - The Sound Of Perseverance
Don Dokken - Up From The Ashes
Eloy - Inside
Genesis - Trespass
Grave - You'll Never See
Guns n' Roses - Use Your Illusion I & II
Kyuss - Welcome To Sky Valley
Megadeth - Rust In Peace
My Dying Bride - The Angel And The Dark River
Ramones - Loco live
Sepultura - Arise
Sodom - Agent Orange
Tankard - Two-faced
Tool - Aenima
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