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Mal angenommen, man müsste mit richtig schlimmen Schmerzen zum Zahnarzt. Dort angekommen, weist eine blecherne Computerstimme den Weg durch einen weißen, kahlen Gang in einen unterirdischen Raum aus Edelstahl, kalt beleuchtet und leer bis auf einen wuchtigen Zahnarztstuhl aus schwarz glänzendem Metall. Kaum hat man mit einem mulmigen Gefühl Platz genommen, erscheint ein hagerer Mann, dessen Gesicht vollständig vom Mundschutz bedeckt ist. Stumm beugt er sich über den Patienten und beginnt zu bohren. Er bohrt und bohrt und bohrt... So klingen DANISHMENDT.
Das klingt sehr unangenehm, ich weiß. Aber die Franzosen versuchen auf ihrem dritten Album „Un Passé Aride“ wirklich alles, damit sich der Hörer unwohl fühlt. Einem Genre lassen sie sich dabei kaum zuordnen: Black Metal, Industrial, Doom, Noise, Ambient – alles ja und nein. Obwohl man gelegentlich an Neurosis, Cult Of Luna und Konsorten denken muss, passt selbst die Vorsilbe „post“ nicht, denn DANISHMENDT beweisen, dass auch diese Einordnung doch nur Phrase und Notnagel ist – und sie selbst schon einen Schritt weiter. Post post, sozusagen.
Riffs lassen sich kaum ausmachen, die Songs, bis zu 15 Minuten lang, leben meist von dissonanten Akkordfolgen, die nur gelegentlich eine Nähe zum Black Metal vermuten lassen, ähnlich wie die seltenen Ausflüge vom Midtempo in Richtung Blastbeats. Dann wieder reicht es DANISHMENDT, den Hörer über Minuten mit ein paar Tönen zu quälen und eine weltraumkalte Stimme zu samplen, die was von Schmerzen erzählt – dagegen sind die sparsam gesetzten Ausbrüche richtig entspannend. Und über allem: Schreigesang, der lang gezogene Silben rauspresst wie der Patient auf dem Zahnarztstuhl.
„Un Passé Aride“ ist also weniger ein Album als vielmehr ein Trip, und zwar einer von der ganz fiesen Sorte, der mit negativsten Emotionen spielt: Verzweiflung, Einsamkeit, Selbsthass und auch Langeweile. Wer so was mag, ist bei DANISHMENDT goldrichtig. Labile Persönlichkeiten sollten sich den Kauf von „Un Passé Aride“ aber gut überlegen.
Stil (Spielzeit): Noise / Ambient / Black Metal (62:29)
Label/Vertrieb (VÖ): Cold Void Emanations / Odio Sonoro (September 2010)
Bewertung: 8/10
Helge
Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog
Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis