Sarah Jezebel Deva – The Corruption Of Mercy

Sarah_Jezebel_Deva_TheCorruptionOfMercy

Stil (Spielzeit): Symphonic Gothic (Black) Metal (43:40)
Label/Vertrieb (VÖ): Listenable Records (20.06.11)
Bewertung: 6,5/10

Links: http://www.sarahjezebeldeva.co.uk
http://www.myspace.com/jezebeldeva

Mancher kennt sie schon, ohne es zu wissen. SARAH JEZEBEL DEVA ist nämlich auch bekannt als ehemalige Background-Sängerin von CRADLE OF FILTH. Dazu kommen diverse Gast-Auftritte unter anderem bei GRAVEWORM oder MORTIIS. Doch hier geht um sie selbst. Denn seit zwei Jahren wandelt SARAH auf Solo-Pfaden und heuer präsentiert sie uns ihr zweites Werk symphonisch-harter Kost.

Modern und orchestral mutet der Anfang des Openers an, bevor die rasenden Blasts tatsächlich an neuere CRADLE-Songs erinnern. Mit ordentlich Druck in den Ohren muss man nun entscheiden, ob man eher melancholisch zu einem Glas Rotwein greift oder schmalzig-schmachtend sich auf dem Boden wälzt. Abwechslung mit Chören und guten Rock-Riffs machen die Entscheidung nicht ganz einfach.
Als die Dame in „The World Won't Hold Your Hand" ihre Stimme erhebt, muss ich spontan an Anette Olzon von NIGHTWISH denken. Symphonisch komplex, stimmlich in Alt und Sopran zwischen Klassik und Rock fließen dunkelgraue Schleierbänder durch die letzten Sonnenstrahlen. Natürliche Dämmerung vermischt sich mit elektronischem Schein, stellenweise klingt es fast orientalisch.
„Silence Please" lässt einen zwar vielleicht beim Zuhören die Klappe halten und schwingt das Pendel des Öfteren nur im halben Tempo, doch das Gruselfilm-Feeling will auf Dauer nicht so recht die Haut kräuseln.

Beim ersten Durchlauf dachte ich noch, dass mir die Anfangs-Gitarren des fünften Songs irgendwie bekannt vorkommen. Schnell wird klar, dass hier von THE CRANBERRIES das berühmte „Zombie" verwurstet wurde. Ein paar schräge Metal-Riffs, mehrstimmiger Gesang und eine flotte Double-Bass sollen dem Song ein neues Kleid anziehen. Meiner Meinung nach gelingt das aber nur bedingt gut, da der Gesang irgendwie merkwürdig mit den Harmonien der Gitarren abgestimmt ist und sonst auch weder spektakulär anders noch als direkte Nachahmung interpretiert wird.
Emotional wunderbar schlicht hingegen ist das ruhige Klavierstück „Pretty With Effects". Träumerisch tröpfelt Mondlicht auf den nächtlich totenstillen See, bevor ein CRADLE-artiges Interlude zum erneuten Brettern auffordert.
Gewisse Einflüsse – ob CRADLE OF FILTH oder THERION – sind unverkennbar in dem Zweitlingswerk der Britin vorhanden, manchmal kommen mir auch die Österreicher von EDENBRIDGE in den Sinn. Allerdings muss ich gestehen, dass trotz instrumentell fitten Leuten und einer tollen Sängerin die Spannung zwischendurch manchmal etwas absackt. So könnte man einige Songs neben dem Bügeln schwarzer Kleidung hören, ohne danach den Chorus vorsingen zu können. Nicht zu kompliziert, durchaus abwechslungsreich, aber ohne die letzte Prise schwarzer Pfeffer ist „The Corruption Of Mercy" ein gutes, symphonisches Gothic-Scheibchen geworden, aber ein bisschen Luft nach oben ist da schon noch vorhanden.
Manuel

"Größtenteils harmlos."