Licht erlischt… – And Below, The Retrograde Disciples

Licht erlischtAnd Below-TheRetrogradeDisciples

Stil (Spielzeit): (Black) Doom Metal (52:08)
Label/Vertrieb (VÖ): Schlachtenklang Tonwerk (02.12.11)
Bewertung: 6/10

http://www.myspace.com/lichterlischt

Es ist noch nicht lange her, da gab es etwas zu berichten von einem Paderborner Musiker, welcher sich Nerrath nennt und unter dem Namen HORN düsteren Black Metal von sich gegeben hat. Derselbe Nerrath veröffentlicht nun unter dem bedeutungsschwangeren Namen LICHT ERLISCHT... weitere Musik. Anscheinend hat dieser Allrounder genügend Zeit und Muße, als Ein-Mann-Band ein zweites Mal zuzuschlagen, mit seinem zweiten Album unter dem Namen mit den drei Punkten.

Während bei dem anderen Projekt schon recht bald die puristisch-sägenden Gitarren ausgepackt werden und das ostwestfälische Eggegebirge zerhäckseln, erlischt das Licht hier gemächlicher. Doomig langsam lässt der zehnminütige Opener seiner Schwermut freien Lauf. Die gebrochene Stimme klagt heiser, manchmal bleibt der Song fast stehen, doch die Tragik findet weiter ihren Weg.
Schmerzensrufe hallen durch träge Gitarrenläufe, der Klang der Monotonie wird aufgebrochen von neuen Farbtönen, so dass die Stimmung immer weiter sinkt. Dabei werden Flieger-Geräusche eingespielt oder punktuell gruselige Laute als Eröffnungsrauschen eines Songs. Manches Zwischen-Rauschen ist allerdings mit ziemlicher Sicherheit ein Sicherheitsrauschen, das als Störfilter eingebaut ist – und diese Funktion auch leider erfüllt.

Zitternde Leads und zähe Drums, die scheinbar alles in die Länge ziehen, ein Klavier, das seinen Teil zur suizidalen Bitterkeit beiträgt und alle Mundwinkel sind unten. Doch auch wenn die Melodien immer wieder neue Kreise ziehen, so wird im Gesamtpaket der Spannungsfaden gegen Ende etwas weniger gespannt und flacht leicht ab. Und eine Minute Stille am Ende eines Stückes ist auch nicht immer förderlich für den Spannungsbogen. Es ist ja okay, Songs gemütlich auszufaden, aber ich finde es auf dieser Platte doch etwas übertrieben.
Wenn die beiden letzten Songs der Scheibe ihre Runde drehen kommen nochmals ein paar flottere Töne um die Ecke, wobei das im Vergleich zu High-Speed-Black-Metal und ähnlichem trotzdem nur einem Kleinstwagen mit wenig Pferdestärken gleicht. Deutlich doomiger als das HORN-Projekt ist LICHT ERLISCHT... auf jeden Fall. Doch der lange düstere Schleier zieht sich so schleppend über die Ohren, dass kleine Neuigkeiten zwischendurch nicht geschadet hätten. Dem dunklen Herbst-Winter-Gefühl angemessen wabert das erlischende Licht mit geringfügigem Wiedererkennungswert tödlich langsam durch die Atmosphäre. Gedanken abschweifen lassen, die Welt schlecht finden und jegliches Leid klagen lässt sich jedenfalls gut mit „And Below...".
Manuel

"Größtenteils harmlos."