Stil (Spielzeit): Dark Metal / Industrial / Black Metal (57:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Napalm Records (30.09.11)
Bewertung: 8,5 / 10
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NACHTBLUT gelten in der Undergroundszene als Geheimtipp, spätesten seit ihrer Tour als Supportact von EISREGEN und dem angekündigten Auftritt beim Metal Fest 2012 soll nun (ZURECHT) damit Schluss sein. Die fünfköpfige Band aus Osnabrück, bestehend aus Sacerdos, Lymania, Askeroth, Skroll und Greif, haben das Album „Antik" eigentlich schon 2007 fertiggestellt und jetzt via Napalm Records in 2011 erneut veröffentlicht.
NACHTBLUT agieren schon seit 2005 und waren eigentlich als Projekt angedacht. Irgendwann kristallisierte sich heraus, dass da mehrere Leute die gleichen musikalischen Leidenschaften teilen. Im Falle von NACHTBLUT ist das eine Mischung aus RAMMSTEIN, DAS ICH, EISREGEN und CRADLE OF FILTH. Hört sich abwechslungsreich an und genau das macht auch den Reiz an NACHTBLUT aus. Die Band bietet einen interessanten, dunklen Sound, der ebenso richtig reinhauen wie orchestrale Welten aufbauen kann. Genau deshalb sind sie in den Printmedien im Metal Hammer ebenso vertreten, wie im Orkus oder im Sonic Seducer.
Ein weiteres Merkmal sind die direkten, intelligenten Texte. NACHTBLUT kritisiert, und zwar deutlich. „Ijobs Botschaft" oder „Die Blutfürstin" (Countess Bathory lässt grüßen) sind die Erzählungen, über die NACHTBLUT die Brücke zur aktuellen sozialen und religiösen Gesellschaftskritik schlägt. Seit dem letzten Album „Das Erste Abendmahl" ist die Band noch konkreter in ihren Texten geworden.
„Antik" ist ein Konzeptalbum, welches eben die Antike bzw. Unsterblichkeit in den Vordergrund stellt. NACHTBLUT setzen sich auf vielfältige Weise mit dem Thema auseinander und werfen provokante Fragen auf. Die Texte handeln von Hexen, Kreuzrittern, Kindstod, spenden Trost für die Lebenden und Religion. Das Schöne daran ist, dass NACHTBLUT durchgehend Deutsch singen. Lediglich der Song „Gedenket den Toten", in der hellenischen Version, macht eine Abweichung. Wer sich die Mühe macht, einen Text (aufgrund Erhöhung der Authentizität im Vortrag) ins Griechische zu übersetzen, obwohl es nicht seine Hauptsprache ist, der macht generell keine halben Sachen.
Eingangs wurde die Affinität zu CRADLE OF FILTH angesprochen, das würde ich gerne noch konkretisieren. Sänger Askeroth singt nämlich so schön krächzig wie Dani Filth und zwar komplett ohne Micky Mouse Modus, einfach herrlich! Eine weitere Übereinstimmung ist der stellenweise brutal krasse Schlagzeugsound, der so herrlich knattert, wie es nur auf den ersten beiden Alben von CRADLE OF FILTH zu hören war. Hervorheben möchte ich auch die Keyboarderin Lymania, weil sie den Sound von NACHTBLUT wirklich verfeinert und bereichert und nicht, wie leider die meisten Keyboarder, verkackt und überlädt. Generell spielen NACHTBLUT auf sehr hohem Niveau und haben ein gutes Händchen für die Kombination von Musik und Text, für eingängige Refrains und kleine spezielle Momente. „Sturz des Ikarus" ist das Paradebeispiel für die perfekte Symbiose aus Gothic, Metal und Industrial: Ab heute NACHTBLUT-Sound genannt! Das ist die Kombination, auf die sicher viele gewartet haben und die sicher nicht nur meine musikalischen Vorlieben vereint.
Es liegt mir fern, die Texte zu analysieren, da kann und soll sich jeder seinen eigenen Reim darauf machen. Soviel sei gesagt: NACHTBLUT packen den Teufel bei den Hörnern und zeigen ihn rum! Kein zaghaftes Rumgeeier, sondern klare, deutliche Worte, die literarisch fundiert sind und nicht nur der Provokation wegen ausgesprochen scheinen.
Dass die Band auch Humor hat, beweist sie mit dem Cover von "Alles nur geklaut" der Band DIE PRINZEN, Fans von DIE ÄRZTE werden jetzt, angesichts der gerade verstummten Fanclubquerelen, richtig laut und herzhaft darüber lachen können.
Eines ist jetzt schon klar, NACHTBLUT wird polarisieren. Nicht die schlechteste Ausgangssituation. Denn alles hat zwei Seiten und diejenigen, die die Band nicht hassen, werden sie im Umkehrschluss bedingungslos lieben. Aber eines ist sicher: Mit Underground ist erst mal Schluss. Wenn die Band nicht nur ihr Corpsepaint beibehält (Jawoll, Old School! ) sondern ihre Songs auch noch live gut umsetzen kann (geübt haben sie auch schon im Vorprogramm von SODOM, ENDSTILLE und IMMORTAL)... dann haben wir einen heißen schwarzen Kandidat für den Aufsteiger 2012!
Tracklist:
01. Antik
02. Ijobs Botschaft
03. Die Blutgräfin
04. Gedenket der Toten
05. Die Mutter die ihr Kind verlor
06. Sturz des Ikarus
07. Kreuzigung
08. Hexe
09. Des Menschen Kunst Blindheit zu säen
10. Kreuzritter