Kain - Omega

Kain

Stil (Spielzeit): Blackmetal (50:53)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (02.09.11)
Bewertung: 6 / 10
http://www.myspace.com/kaindeathmetal

Sympathisch... Die fünf Jungs aus Würzburg sehen echt nach netten Zeitgenossen aus, die Mappe mit dem Promomaterial für ihren ersten Longplayer “Omega“ wurde außergewöhnlich aufwendig und ansprechend gestaltet und die darin enthaltenen Informationen sind sachlich und kommen ohne größere Selbstbeweihräucherungen aus. So mag ich das. Direkt schade, dass das düster-freundliche Quintett momentan ohne Label auskommen muss und ganz auf sich allein gestellt ist. In diesem Zuge sei den Jungs bestes Glück auf ihrer weiteren Suche nach einem musikalischen Zuhause gewünscht. Allerdings wirkt KAIN auch nicht unbedingt so, als hätte er Schwierigkeiten damit, auf eigenen Beinen zu stehen. Den Kindesschuhen ist dieser Blackmetalbastard offensichtlich schon lange entwachsen und seine Hausaufgaben in Sachen technischer Finesse und spielerischer Sauberkeit hat er auch stets artig absolviert. Beste Voraussetzungen also für die baldige Erklimmung des nationalen Blackmetalolymps. Eigentlich...

Doch leider liegen Theorie und Praxis meist sehr weit auseinander. Theoretisch bietet KAIN mit „Omega“ alles, was das schwarze Herz begehrt. Elf relativ lange, ausgefeilte Songs und den obligatorischen Bonustrack über wird hier jedes Register gezogen, welches man aus der wunderbaren Welt des Schwarzmetalls gewohnt ist, und doch wird das Ganze von einer sehr eigenwilligen Note begleitet, welche diese Band charakterisiert. Praktisch erhält der geneigte Hörer dann allerdings doch eher durchschnittlichen Blackmetal mit Melodic Death-Anleihen, welcher durch besagte Eigennote deutlich an Authentizität verliert, da man sich irgendwie nie richtig sicher ist, in welche Richtung sich KAIN denn nun bewegt. Dominieren die eigenwillig düsteren EISREGEN-Klänge, gibt das Debutalbum von SAMSAS TRAUM hier maßgeblich den Ton an oder fühlt man sich doch eher an DIE APOKALYPTISCHEN REITER aus älteren Tagen erinnert? Fest steht auf alle Fälle, dass alle drei Kapellen von KAIN nicht weit entfernt sind...

Die erste auffällige Gemeinsamkeit dürfte die deutsche Sprache sein, welche auch von den fünf Würzburgern ausschließlich in ihren Texten verwendet wird. Diese sind allesamt äußerst mythologisch angehaucht und entsprechend stimmungsvoll, da sie überwiegend auch recht gut zu verstehen sind. Diese schwerwiegende Thematik und deren Ausprägung besonders im Opener „Fleischeslust“ sorgen unweigerlich für einen Vergleich zur Blackmetal-Operette „Die Liebe Gottes“ von SAMSAS TRAUM. Hier wird theatralisch gesprochen, geschrien und gekreischt und der treibende Blackmetal-Rhythmus dient streckenweise lediglich als dezente musikalische Untermalung der tiefsinnigen Monologe. Auch andere Tracks erinnern ab und zu an die gesammelten Werke von Alexander Kaschte. Dieser bleibt in jeglichen Belangen von KAIN jedoch unerreicht. Genauso wie die vier kultigen Herren von EISREGEN, welche sich sowohl musikalisch als auch in der Ausprägung der Vocals und in einigen Textpassagen auf „Omega“ wiederfinden. Auch hier kann man leider nur von einer eher schlechten Kopie reden, obwohl die Jungs von KAIN genaugenommen nur KAIN sind und niemanden wirklich kopieren...

So halten auch DIE APOKALYPTISCHEN REITER nur für einen unbeabsichtigten Vergleich her, denn grundlegend haben beide Bands nicht viel gemein. Von Humor kann bei Kain nicht die Rede sein. Nur die Keyboardmelodien zu schnellem und relativ dünnbrüstigem Geholze und deutschem Schreigesang lassen Assoziationen zu den ersten beiden Werken der Reiter aufkommen. Besagte dünnbrüstige Produktion wird allerdings durch die Tatsache relativiert, dass man es hier mit einer Eigenproduktion zu tun hat. Dafür ist der Sound schon passabel. Insgesamt gibt es eigentlich gar nicht mal so sonderlich viel zu meckern an dieser Scheibe. Im Gegensatz zur Debut-EP „Weltenfluch“ haben die Jungs einen großen Schritt nach vorne gemacht. Allerdings fehlt es an Eingängigkeit und „Omega“ mag sich in meinen Ohren nicht so recht zu einem runden Gesamtbild zusammenfügen. Die Vocals nerven gelegentlich und nicht selten ist man verleitet, wegzuhören. Theoretisch gut, praktisch jedoch ausbaufähig...