Stil (Spielzeit): Melodic Black Metal (62:20)
Label/Vertrieb (VÖ): Soulseller/Soulfood (14.10.11)
Bewertung: 7,5/10
http://www.myspace.com/ophthalamia
Man könnte meinen, hier seien Ärzte der Augenheilkunde am Werke, doch so nennt sich eine vor zwanzig Jahren ersonnene Fantasy-Welt und Kenner der nordischen Schwarz-Metall-Szene dürften wissen, um wen es sich hier handelt. Dass die Truppe leider schon seit über einer Dekade nicht mehr existent ist liegt wohl kaum an der geringen Popularität zu ihrer Zeit. Obwohl Genregrößen wie Jon Nödtveidt oder Legion hier beteiligt waren, kam die Truppe kaum über die ersten Stufen des Bekanntheitsgrades hinaus – zu Unrecht wie ich finde.
Die letzte Scheibe der Bande, welche hiermit unter Label-Schutz wieder veröffentlicht wird, widmet sich weniger doomigen Anleihen, wie es die Vorgänger-Scheiben teilweise zum Inhalt hatten. Eröffnet wird mit wunderbarer Gitarren-Melancholie, die in „Time For War" mündet.
Schnell werden Parallelen zu DISSECTION klar. Düstere Harmonien, die doch in sich gemütlich schwingende Energie versprühen, lassen sich auch hier feststellen. Dazu lässt der Groove von „Final Hour Of Joy" kaum ein Bein und einen Kopf bewegungslos und mancher Chorus lädt zum Mitkreischen ein. Dabei wirkt mystischer Sprechgesang wiederum elegisch und trägt die Fantasie davon.
Doch wenn in „Great Are The Deeds Of Death" die harten Töne angeschlagen werden, wird einem bewusst, dass der dunkle Norden seinen schwarz-metallischen Nebel auch diesem Scheibchen übergeworfen hat. Zwischen punktuellen Wutausbrüchen wird allerdings einiges geboten, was dem Puristen missfallen könnte. Diese eigentlich schon verhältnismäßig alte Platte vereint Ideen, die dem Rock'n'Roll entsprungen sein könnten, aber auch klassische Hard Rock-Riffs finden hier ein Zuhause. Eine gewisse Offenheit ist hier also geboten, auch wenn der hübsch melodisch-kalte Charakter nie verloren geht, weshalb DISSECTION der beste Hinweis sind.
Der Titeltrack könnte fast die Schattenseite von FINNTROLL darstellen und gelegentlich wird es atmosphärisch à la BATHORY. Kein Wunder, denn als einer von mehreren Bonustracks gibt es ganz zum Schluss deren Song „Sacrifice" als Schmankerl.
Auch wenn „Dominium" prima unterhält, fehlt mir ein kleines bisschen der Hitcharakter. Dieser aufgewärmte Silberling wurde mit neuem Sound ausgestattet, hat als Zusatz vier Bonus-Songs, von denen drei Rehearsal-Aufnahmen aus der zweiten Hälfte der Neunziger sind, die auch schon auf dem ersten Albumteil zu finden sind. Dabei kommt wieder leicht das Feeling des ruppigen Garagensounds nordischer Schwarzwurst-Kapellen auf, bis mit BATHORY der Schlusspunkt gesetzt wird. Ein starkes Album einer zu ihrer Zeit unterschätzten Band wird neu gemastert der Öffentlichkeit präsentiert. Wer's noch nicht hat, hat jetzt die Chance, es sich zuzulegen. Über das neue Cover-Artwork ließe sich streiten, aber es zählen ja die inneren Werte.
Manuel
"Größtenteils harmlos."