Stil (Spielzeit): Black Metal (42:54)
Label/Vertrieb (VÖ): Indie Rec. (26.10.12)
Bewertung: 8/10
Myspace
Wer erinnert sich nicht daran, als es bei GORGOROTH nicht mehr rund lief und sich nach einer kleinen Schlammschlacht vor drei Jahren die Wege der Mitglieder trennten? Als der Streit um den Bandnamen beigelegt wurde, begannen King und Gaahl unter neuem Namen neues Material zu schreiben.
Ein Novum war es, dass quasi als Debüt-Album eine Live-Scheibe von Wacken-Aufnahmen veröffentlicht wurde, die aber die Hoffnung geweckt hat, dass das erste Studio-Album ein gutes Scheibchen schwarzen Stahls sein würde. Und soviel sei verraten – das ist es.
Als Mitstreiter sind auch keine geringeren als Sir von DJERV, K. Kapstad von MOTORPSYCHO, G. Bratland von DIMMU BORGIR und L. Kilman von GRIMFIST dabei. Da sollte nicht allzu viel schief gehen.
Altgediente Musiker machen einen Neuanfang, nennen ihr Album „I Begin" und starten passend mit „Awake". Auffällig gleich zu Beginn sind die tiefen Vocals und die ziemlich experimentellen Sounds, die eine Lärm-Atmosphäre hinter das ruppige Schwarzmantel-Programm legen.
ANGST SKVADRON machen Alien-Black-Metal, und fast so abgespact kommen manche Sounds in „This From The Past" rüber. Doch der klerikale Klang mit vielfältigen Spielchen wirkt stimmungsvoll aufs Gemüt. Weitergesponnen kommen Sprechgesang und brutale Chöre zum Einsatz. Überzeugend werden psychedelische Geräusche und diverse Vocals in das schwarze Loch gesogen, das sich vor der Ohrmuschel auftut.
Die Tradition, dass sich wiederholende, düstere Riffs zur Trance hochschaukeln, wird hier wunderbar zelebriert. Dabei werden jedoch genauso neue Tonrichtungen ausgelotet, während das Gesamtbild erbarmungslos dunkel bleibt. Mit dem Klar-Gesang bleiben GOD SEED trotzdem musikalisch meist deutlich mächtiger als zum Beispiel THE DEVIL'S BLOOD, auch wenn stellenweise die Siebziger grüßen lassen.
Erfrischend ist für „Aldrande Tre" das falsche Wort. Pure Raserei in rattigem Sound, garstige Stakkato-Riffs und Klöppel-Drumming, wie es die Jungs in der alten norwegischen Schule gelernt haben. Während man in „The Wound" gemächlich im Gedankenstrudel versinken kann, wird man von noiseartigem Geblaste wieder geweckt, das einem das Hirn rauspustet. Dies wird für den crazy Abschluss in „Bloodline" auch nicht mehr benötigt, da ein keuchender Junge in der Kanalisation nach seinem Ufo sucht und mit kranken Sounds die Box-Membran angreift.
Irgendwie haben King und Gaahl die Erwartungen erfüllt und auch nicht. Dadurch, dass „I Begin" ein gutes Stück vielfältiger und gewagter als bei GORGOROTH ist, was sich auch stark beim Gesang zeigt, bereitet das neue Werk okkulte Freuden in der Dämmerung. Doch ein höllisches Jahrtausend-Album ist der Startschuss der neuen Combo noch nicht geworden. Fans der beiden Hauptmänner könnten auch einen Punkt mehr drauf legen, für Neulinge dauert es vielleicht ein bisschen, bis der Teufelsofen angefeuert ist. Eine richtig starke Scheibe voll norwegischem Schwarzmetall mit altem Okkult-Rock gewürzt - was will das geteerte Herz mehr.
Manuel
"Größtenteils harmlos."