Cradle Of Filth - The Manticore And Other Horrors Tipp

Cradle-Of-Filth-The-Manticore-and-Other-Horrors

Stil (Spielzeit): Vampyric Metal / Symponic Metal (51:40)
Label/Vertrieb (VÖ): Peaceville / Edel (02.11.12)
Bewertung: 9 / 10
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Dass CRADLE OF FILTH gerade das griechisch/persische Fabelwesen den Mantikor in ihrem Albumtitel verwenden, könnte man als Klatsche an ihre hartnäckigen Kritiker verstehen. Steht der Mantikor doch für Tyrannei, Unterdrückung und auch Neid. Kaum eine Band muss so massig Schelte einstecken, wie CRADLE OF FILTH. Sei es wegen der schrillen Schreie von Urgestein Dani Filth, den Verrat am „echten" Black Metal, die Kontaktlinsen, die stetige Schminkerei oder auch einfach der Unmut darüber, dass die Briten sich nicht wirklich einordnen und festlegen lassen. Was hat sich geändert seit dem letzten Album?

Etwas spröder sind die Riffs auf „The Manticore And Other Horrors", wie schon der punkig angestrichene Vorbote „For Your Vulgar Delectation" klargestellt hat, und allzu ausschweifend werden die Briten auch nicht auf ihrem immerhin schon zehnten Longplayer, der mit gerade mal knappen 52 Minuten viel zu kurz geraten scheint. Für Verwirrung sorgte dann die zweite Auskopplung „Frost On Her Pillow", die wieder in die symphonisch bombastische Kerbe drosch und locker auf einer der älteren Veröffentlichungen hätte auftauchen können. So ist das mit CRADLE OF FILTH, die Band hat nie für sich beansprucht, eine Black Metal Band zu sein und tut eigentlich genau das, was man sich als Musikfan nur wünschen kann. Statt sich auf die Trends zuzubewegen, schaukelt die Wiege des Drecks in ihrem ganz eigenen Takt.

CRADLE OF FILTH haben zwar nichts an Bissigkeit verloren, aber die Songs sind insgesamt leichter zu verdauen. Entfernt von starren Songstrukturen wird wie immer ordentlich Abwechslung geboten, diesmal aber durch unterschiedliche Gewichtung von verschiedenen Stilen und nicht durch allzu viel Variation in den einzelnen Liedern. Die Gitarren bekommen, zugunsten der orchestralen Parts, die zwar vorhanden sind, aber eher hintergründig gehalten werden, mehr Raum zugesprochen. Wie geil die Band in Songs wie „Siding With The Titans" auf der einen Seite abrotzt und gleichzeitig pompös und elegant klingt. Man bedenke, dass die Truppe schon seit 1991 für Unruhe sorgt. Das Schlagzeug bekommt diesmal ebenfalls die Relevanz, die es verdient. Ein CRADLE OF FILTH Drummer, seit einiger Zeit Marthus, braucht viel Kondition und trägt stets mit phantasievollen Arrangements zur Power und Qualität der Stücke bei.

Bester Song auf dem Album ist „Succumb To This", wenn ich es könnte würde ich wie Dani aufschreien, allerdings vor Freude und nicht um Angst einzujagen. Großer Song, den ich mir gleich zehn Mal nacheinander angehört habe! Ein typischer CRADLE OF FILTH Song mit grandiosen Gitarrenläufen und traumhaften Tempowechseln, felsenfestem außerordentlichem Drumming und einem enormem weiblichen Gesangspart, den ich so in der Form bei CRADLE OF FILTH noch nie gehört habe. Das steht dem Song verdammt gut, wird doch Damen bei CRADLE OF FILTH meist nur die Ehre zuteil, einen erotischen Sprechpart zu übernehmen oder auch lediglich sexy rumzustöhnen. Wer sich an den filthschen Gedächtniskieksern stört, der wird mit der neuen Platte auch nicht warm werden. Es sollte allerdings erwähnt werden, dass der bösartige Märchenonkel an seinem Gesangsstil gefeilt hat und stellenweise eine deutliche Steigerung zu hören ist. Jeder Song ist in sich schlüssig arrangiert, der Fast-Titeltrack „Manticore" weist östliche Klänge auf und der Song „Frost On Her Pillow" hat tatsächlich eine kalte, eisige Atmosphäre.

Angst und Bange wurde es mir kurz beim Intro von „Huge Onyx Wings Behind Dispair", für einige Sekunden dachte ich tatsächlich, wir werden jetzt von einem Technosong gequält. Aufatmen ist angesagt, es handelt sich lediglich um einen elektronischen Einschub, der dem Song in Kombination mit dem herrschaftlichen Orchesterarrangement wunderbar harmoniert.

Das Instrumental „Sinfonia" macht Schluss mit der heimtückischen Märchenstunde und hat schon was von Hui Buh das Schlossgespenst. Im schlimmsten Fall ein Relikt von der letzten Veröffentlichung „Midnight In Labyrinth", ändert aber nichts an der Qualität von „The Manticore And Other Horrors". Nach der letzten Schlappe mit „Midnight In Labyrinth" wäre es leicht gewesen, den Schwanz einzuziehen. Von wegen: Abgeputzt und weiter wird getrümmert! Das schätze ich sehr an CRADLE OF FILTH. Auch wenn die Band sich nicht wirklich mit jedem Album selbst erfindet, so bleibt sie doch trotzdem ihrer Linie treu und nimmt aber auch stets neue Komponenten auf. Schon alleine deshalb sind und bleiben CRADLE OF FILTH eine spannende Band und eine Bereicherung für den Metal, mit der Truppe muss immer gerechnet werden.

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