Stil (Spielzeit): Black Metal (48:51)
Label/Vertrieb (VÖ): Holy Records (22.10.2007)
Bewertung: 6,5 / 10
Link: http://www.myspace.com/balrogbm
Was der Song-Schreiber von BALROG wohl studiert hat, frage ich mich, als ich das dritte Album der französischen Schwarz-Metaller in die Finger bekomme. Schon im Album-Titel tritt ja Latein und Englisch auf. Die Songs werden im Folgenden auf Englisch, Französisch und Hebräisch dargeboten.
Dieser Song-Schreiber ist mittlerweile auch das alleinige Mitglied der Band, denn die anderen drei Kollegen sind nur auf der Bühne mit dabei. Jetzt verrate ich noch etwas. Sebastian Tuvi ist ebenfalls Gitarrist und Sänger von ABORTED und lebt in diesem Projekt wohl seine andere extreme Seite aus.
In dem fast drei-minütigen Intro sollen laut französischem Titel die Engel des Todes singen. Die verstörende Geräuschkulisse von ekelhaften Vögeln (oder ähnlichem) und extremen anderen Tönen, ist zwar nicht wirklich mit Gesang vergleichbar, kann man aber als stimmige Einleitung für das Folgende gelten lassen.
Der derbe, erdige Sound schlägt einem mit Schwung in die Fratze. Durch extrem dissonante Riffs, die vielleicht eine ähnliche Ohren-Härte erreichen wie bei AVERSE SEFIRA, drehen die Gehörgänge durch und erwürgen das Gehirn. Dabei ist die rhythmische Komplexität allerdings deutlich höher als bei schwarzen Baller-Kommandos wie DARK FUNERAL.
Schon relativ am Anfang der Scheibe läuft mir eine Lead-Melodie über der Weg, dich mich sogar an DIMMU BORGIR erinnert, auch wenn BALROG eher weniger mit deren symphonischen Klängen gemeinsam hat. Doch nach der Hälfte der Platte bei dem Track „A Murder For The Art“ fällt mir eine gewisse Rausch-Wand auf, die den Sound insgesamt etwas verschwimmen lässt. Ob gewollt oder nicht, könnte dieses Klanggewand endlich allen Kritikern von hartem Metal Wasser auf die Mühlen geben, wenn sie sagen, Metal sei einfach nur Lärm. Gefühlsmäßig tritt dieses Phänomen eher auf der zweiten Hälft von „Ars Talionis“ auf, andererseits kann ich mir keine große Veränderung der Aufnahmetechnik vorstellen, innerhalb eines Albums. Vielleicht spielt mir hier auch nur das kleine rot-schwarze Männlein in meinem Ohr einen Streich.
Mit kurzen Experimenten wird der aufmerksame Lauscher auch bei Laune gehalten, wenn auch mal dunkelste Death-Growls vorkommen oder kurz in „De Sade“ scheinbar unkontrollierte elektronische Töne eingestreut werden. Man lehnt sich aber nicht zu weit aus dem Fenster, so dass die kleinen Gewürze nicht nur um der erzwungenen Komplexität willen eingesetzt werden.
Als kleinen Bonus gibt es am Ende eine Hommage an DEICIDE und BATHORY. „Sacrificial Suicide“ von ersteren wird in dem traditionell rauen Sound eingeknüppelt, doch da DEICIDE ja auch nicht gerade rosa Englein sind und man so sich in ähnlichen Gefilden extremer Musik bewegt, ist das Cover ganz OK. Passender wirkt es dann doch bei „A Call From The Grave“, wo die Stimmbänder des BALROG krächzend den Hals von innen aufschneiden, was kombiniert mit den hallenden Sechssaitern etwas gelungener daherkommt, als das vorige Stück.
Auch wenn es bei BM-Scheiben öfter mal üblich ist, die Aufnahme-Geräte im Wohnzimmer aufzustellen, sorgt der teilweise „unklare“ Sound ein bisschen für Ernüchterung. Wer sich davon nicht abschrecken lassen will, der ist eingeladen Make-Up aufzutragen, eine Kerze anzuzünden und irgendwie durchzudrehen. „Ars Talionis: The Art Of Retaliation” ist zwar kein Überwerk, aber wahrlich brutale Kunst der Vergeltung.
Manuel
"Größtenteils harmlos."