Netherbird - The Ghost Collector




Stil (Spielzeit): Melancholic Black Metal (62:41)
Label/Vertrieb (VÖ): Pulverised Records (18.07.08)
Bewertung: 8/10
Link: http://www.netherbird.com
http://www.myspace.com/netherbird

Vor vier Jahren dachten sich zwei Schweden, eine Band aufzumachen. Um sich musikalisch nicht zu weit einzuschränken, ist der dritte im Bunde an der Klampfe nur ein „Sessionmitglied“. Zur Umsetzung der Ideen werden dann aus allen Richtungen der dunklen Musikszene Leute zusammengetrommelt. Als Beispiel sind Namen wie Adrian Erlandsson (ex-CRADLE OF FILTH, ex-THE HAUNTED, ex-AT THE GATES) an der Schießbude oder Brice LeQlerc (NIGHTRAGE, ex-DISSECTION) am Tieftöner zu nennen, neben einer illustren Reihe anderer Temporär-Mitglieder.

Der Horrorfilm kann beginnen.
Zumindest kommt man sich in dem Intro so vor, als ob ein Zombie den bevorstehenden Weltuntergang ankündigt. Schon „The Blackest Breed“ erinnert mich von der Stilistik ein bisschen an neuere CRADLE OF FILTH, wie man sie auf deren Platten „Nymphetamine“ oder „Damnation And A Day“ finden kann. Diabolische Vocals, markant, melodische Gitarrenlinien und ein bisschen Abwechslung in Tempo und Rhythmus.
Ein bemerkenswerter Punkt ist auf jeden Fall der Gesang. Männlich und clean, vampireskes Schreien á la Dani Filth, dunkelste Growls und ein bisschen weiblich klare Stimmen bilden eine klangvolle Einheit. Trotz der Vielfalt wirkt das Ganze nicht überladen, sondern die jeweiligen Stimmlagen passen sehr gut zu den musikalischen Parts.
Unter den dreizehn Stücken befinden sich auch immer wieder kleine Übergangsteile, die mal rein instrumental was von LE GRAND GUIGNOL haben, mal mittels einem hypnotischem Chor-Gesang mit den schon erwähnten Briten zu vergleichen wären.
Ein monumentales Opus ist der „Boulevard Black“, der als vorletzter Song an der Viertelstunden-Marke kratzt. Zu Glockenklang und Klavierspiel krächzt sich Nephente die Stimmbänder wund, bevor man in metallische Gefilde übergeht. Das puristisch, höllische Intro fließt über in growlig, schwarze Metallgeschosse. Später geschieht unter ballernden Beats die Vereinigung von Einzelschreihals und maskulin, sakralem Chorgesang. Schließlich fliegt die Krähe davon und der Erzähler des Schlusses sitzt am Klavier.
Das Klavier ist auch das Hauptinstrument des letzten Tracks. Es lässt sich zwar nicht ganz mit Arnold Schönberg vergleichen, ist teilweise aber sehr modern und dissonant, und dann klingt es auch wieder wie simple Begleitungen von Filmszenen (zumindest könnte ich mir dies vorstellen).

Freunde von symphonisch düsterer Musik wie CRADLE OF FILTH oder auch DIMMU BORGIR könnten mal ein Ohr darauf werfen. Einerseits sind NETHERBIRD vielfältig wie LE GRAND GUIGNOL, vielleicht nicht ganz so verrückt klingend, wie es diese manchmal tun, andererseits ist es neben einer gewissen Komplexität keine reine Kopfhörermusik, die sich nur unter der Analyse entfaltet.

Ein schönes Stück dunkler Metalsymphonie. Klassische Melodien verknüpft mit hartem Black Metal geben die melancholische und böse Seite des Todes wieder. „The Ghost Collector“ klingt traurig, aggressiv, teuflisch.
Manuel

"Größtenteils harmlos."