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BANN aus Nordbaden haben sich textuell dem Mittelalter verschrieben und dem misslichen Umstand, dass dessen Bild gemeinhin durch Schwarz- oder Weiß-Malerei verschleiert wird. Und so erhalten wir also etwas Geschichtsunterricht, der uns zu Kreuzrittern, Kindersterblichkeit oder der päpstlichen Bulle von 1484 aufklärt. Dagegen ist per se nix zu sagen. Auch wenn man dafür besser zu einem guten Fachbuch greift oder, für das kleine Wissen zwischendurch, sich einen der häufig ordentlichen Berichte auf ARTE oder Phönix reinziehen kann. – Zumal man hier eh kaum ein Wort versteht. (Auf der Homepage kann man die Botschaft und ihre herrlich unzeitgemäße lyrische Umsetzung aber in aller Ruhe studieren)
Musikalisch jedenfalls setzt der apostrophierte Ambient Black Metal die Themen nicht sonderlich anschaulich um. Dabei beginnt „Der Geiger“ viel versprechend: mit einer (synthetischen) Violine, im Stil früher INCHTABOOKATABLES, geigt er uns ein „Wiegenlied“, dass später als „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius dingfest wird. Lustige Idee, die erklärt, warum der für Black Ambient typische Keif- Krächz-Gesang streckenweise so kindisch bzw. kindlich anmutet.
Was hingegen weniger lustig ist und „Æschatologia“ insgesamt den Zahn zieht, ist der indifferente Sound. Dass dies ein Album aus einem Metal-Genre sein soll, ist der blanke Hohn. Die Rhythmusgitarre ist derart dünn und weit hinten, dass man meint, sie kommt aus dem Haus gegenüber herbeigewispert. Etwas griffiger ist die Gitarre bei den Leads. Etwas. Das PC-Schlagwerk pluckert dagegen genretypisch und gewohnt kraftarm vor sich hin. Der für ABM typische, ergo unvoluminöse Gesang fügt sich ordnungsgemäß in den Klangbrei ein; aus dem immer wieder mal schöne Ideen hervorblitzen. Bei der Melodieführung und bei einigen Gesangspassagen. Überhaupt sollte man noch erwähnen, dass Hoffarth wirklich die gesamte Bandbreite des gepressten Zisch-, Keif-, Krächz-, und Röchelflüsterns abdeckt.
Dennoch: Mittelalter fühlt sich allen An- und BANN-Sprüchen zum Trotz anders an. Der Vergleich mit echten Mittelalter-Spezialisten wie ESTAMPIE verbietet sich natürlich; erfolgt hier wegen BANNs Anspruch aber trotzdem, denn jene erzählen uns auch auf rein musikalische Weise schon weit mehr Wahres zum Mittelalter…
Dass BANNs Texte dies tun, ist der Mucke jedenfalls nicht abzulauschen… es könnte ebenso gut wie bei SUMMONING um irrende Reiter oder wie bei ELFFOR um reitende Irre gehen.
Sieht man von der Zusammenhangslosigkeit von historisch ambitioniertem Text und musikalischem Ambiente, sowie der Zahnlosigkeit der metallischen Bauteile ab, dann bleibt ein manierliches Full-Length Debüt, das diverse gute Ideen, ergo Potenzial offenbart. Für Genrefans eventuell lohnenswert, da die Kompositionen recht getragen und ernst sind… und, genreuntypisch, nicht allzu sehr mit akustischen Clichés um sich werfen. Nicht schlecht, aber auch noch nicht so richtig geil.