Insofern hätte ich im Nachhinein das Album ruhig einen Punkt höher bewerten können und so freute ich mich, als es Neuigkeiten aus dem Süden gab. Nun heißt es für die Italos, das schon relativ hohe Level zu halten und mich mit ihrem sechsten Album wieder positiv zu überraschen.
Schwarze Gitarren treiben uns im Opener in das Sarglager. Als ob TYPE O NEGATIVE um die Ecke linsen, versinken die Mundwinkel in Trauermimik, so wie die tiefen Saitentöne wirkungsvoll mit bösartigem Gutturalgesang ins schwarze Loch begleitet werden. Der folgende Titeltrack nimmt zunächst Fahrt auf, als ob er in nordischen Wäldern keine Ruhe finden kann. Ein leichter Schwenk von doomig-gotischer Atmosphäre in schwarzmetallische Gefilde kühlt das schwarze Blut in den Adern ab. Das Tempo wird jedoch gedrosselt und ansatzweise spaciger Doom-Rock bildet das Mittelstück, bis der Song in trister Monotonie in die ewigen Jagdgründe eingeht.
„Cold Summer" wiegt einige Tonnen und der flüssige Teer fließt zäh durch die Ohrmuscheln. Starker Doom wabert durch die Venen, der hörbare Bass und die dreckigen Drums verdunkeln die Atmosphäre. Doch auch wenn im letzten Viertel die Geschwindigkeit etwas angezogen wird, ist es nicht immer leicht, die Spannung hochzuhalten.
Es mag makaber klingen, aber der kürzeste Song mit sechs Minuten namens „Let's Torture Each Other" hat einen solch schmissigen Chorus, dass er am besten im Ohr bleibt und beim erneuten Hören immer wieder für Glücksgefühle sorgt. Auch simpel dramatisierende Leads bringen Stimmung in die Bude.
Ich möchte nicht behaupten, dass sich das neue Album von FORGOTTEN TOMB gegen Ende etwas verliert. Doch ein Manko ist eventuell die Überlänge der sieben Songs, die zwar für sich genommen prima das Gemüt mit Pech füllen, dennoch auf die Gesamtlänge zu wenig Eingängigkeit oder spannende Spitzen bieten, um dauerhaft gebannt lauschen zu müssen. „Adrift" wartet noch mit klaren Vocals auf, die in dieser Musiksparte oft gut ankommen und die musikalische Dunkelheit wunderbar unterstützen.
FORGOTTEN TOMB haben mich nun nicht enttäuscht, allerdings die hohen Erwartungen einer Steigerung auch nicht richtig erfüllt. Eine starke Platte mit düsterer Musik, die zwischen zentnerschwerem Doom und metallischer Raserei flaniert, ist den Italienern gelungen, aber im Grab ist auch noch Luft nach oben. Die beiden zusätzlichen Cover-Versionen von JOY DIVISION und BUZZOVEN findet man allerdings nur auf einer exklusiven Digipack-Version bzw. auf Vinyl.
Geschrieben von Manuel Donnerstag, 17 Januar 2013 21:19
Forgotten Tomb – …And Don’t Deliver Us From Evil
Es ist keine zwei Jahre her, da lag das fünfte Album auf meinem Plattenteller und ich muss sagen, der düstere Schwarz-Rock der Italiener hat im Laufe der Zeit immer wieder den Weg in meine Gehörgänge gefunden. Einzelne Stücke blieben hängen und wurden wiederholt von mir zur Stimmungsmache eingesetzt.
Manuel
"Größtenteils harmlos."